Lebensstil und Wohlbefinden Seelisch gesund bleiben – Anregungen aus der Logotherapie

Autor: Elisabeth Lukas
Kurzbeschreibung von: Sali Sutkovic

Das Heilungskonzept der Logotherapie von Viktor E. Frankl. beruht auf der Annahme, dass der Mensch auch und vor allem ein geistiges Wesen ist und als solches zutiefst danach strebt, sein Leben in einen Sinnzusammenhang zu sehen, der über ihn selbst hinausweist, einer Höhe zu, der zuzustreben ihm sozusagen „eingeboren“ ist; ebenso wie der „Wille zum Sinn“, der verborgene Kräfte im Menschen freisetzt, wenn er nur um ein Wozu weiß. Aufgrund dieses anthropologisch-philosophischen Konzepts ist die Logotherapie weit mehr als eine Psychotherapie-Methode. Sie ist ein umfassendes Angebot für Menschen in allen Lebenslagen, den eigenen Lebensstil neu zu überdenken und möglichst nach dem Sinnvollen, Vernünftigen, und ethisch Vertretbaren auszurichten.

Im vorliegenden Buch wird den „Einzelzellen“ des Lebensstils, den sogenannten „Habits“ nachgespürt. Ihre Bedeutung für das seelische und körperliche Gesundbleiben bzw. Gesundwerden ist nicht zu überschätzen. Besonders bei psychosomatischen Krankheitsprozessen hab en sinnwidrige Habits häufig die fatale Funktion von Auslösern wiederkehrender Krankheitsschübe. Können sie durch sinnvollere Habits ausgetauscht werden, so steigt die Lebensqualität wesentlich an und Wohlbefinden stellt sich ein.

Habits als Lebensstil-Bausteine

Unsere Lebensspanne ist von krankheitsbedingten Eingriffen und Unfällen abgesehen – zu rund 60 Prozent genetisch bedingt. Die restlichen 40 Prozent hängen weitgehend von unserem Lebensstil ab, und dieser setzt sich aus lauter kleinen Bausteinen, genannt „Habits“ zusammen.

Habit-Untersuchen sind überaus spannend, weil sie verlässlichere Daten liefern als die Vergangenheitsforschung. Untersucht man beispielsweise, welche Verhaltensmuster und innere Haltungen sich seelisch labile, unglückliche und in ihren Vorhaben scheiternde Personen angewöhnt haben – egal warum und wieso – dann kann man davon ausgehen, dass alternative Einstellungen helfen, seelisch gesund und froh zu bleiben. Oder untersucht man, welche menschliche Lebenssilformen vom Leben selbst belohnt werden, indem sie gelingende, originelle Persönlichkeitsentwürfe kreiren, dann weiß  man auch, welche anderen Daseinsversuche vom Selektionsprozess der Natur zum „Aussterben“ freigegeben werden, weil sie sich eben nicht bewähren.

Fluch und Segen von Gewohnheiten

Die Gewohnheiten entlasten das Zentralnervensystem. Man muss nicht – und wäre dazu auch gar nicht imstande – jedwedes Alltagsdetail ständig aufs Neue reflektieren oder jede Bewegung in vollkonzentriertem Bewusstsein vollziehen. Niemand hätte beim Kippen eines Tellers die Zeit, nachzugrübeln, ob er den Teller retten will und wenn ja, mit welchen akrobatischen Akt seiner Häne er ihn retten könnte. Nein, man greift zu und fertig – das Habit, zerbrechligche Dinge vor dem Fall zu bewahren befähigt uns, blitzschnell zu reagieren. Das Gewöhnte schafft man leider auch im Pathologischen. Wer an ein Suchtmittel gewöhnt ist, verträgt es in Mengen, bei denen jeder Gesunde umkippen würde. Bei dem Thema „Sucht“ ist die Doppelbödigkeit von Gewohnheiten, die „Segen“ und „Fluch“ sein können, bereits angeklungen. So sehr spezielle Haltungen und Fertigkeiten, die wir uns angeeignet haben, uns entlasten, so sehr nageln sie uns auch fest. Sie hemmen Kreativität, Flexibilität, Neuschöpfung und Fortschritt.

Aus dem Gesagten geht klar hervor, dass von Zeit zu Zeit eine „Habitüberprüfung“ ansteht. Nicht nur das Hausdach muss in Abständen überprüft werden, oder die Heizung, und nicht nur die Zähne sollen vom Arzt regelmäßig kontrolliert werden, oder die Blutwerte sondern auch die eigenen Gewohnheiten sind „wartungsbedürftig“. Gewisse Gewohnheiten sind es, die Menschen frühzeitig altern, vergesslich oder ungelenkig werden lassen und Gewohnheiten sind es auch, die Menschen bei jeder Aufregung und Unannehmlichkeit unnötigerweise erkranken lassen. Unfruchtbare eingefahrene Gewohnheiten kann man in winzigen Schritten verändern, indem man die Glieder ihrer Verhaltenskette Stück um Stück umwandelt. Jemand pflegt beim Fernsehen Süßigkeiten zu naschen. Es täte seinem Lebensumfang gut, die Süßigkeiten durch Obst zu ersetzen. Jemand pflegt Ordner in seinem Büro mit gekrümmten Rücken aus den unteren Regalen zu holen. Es würde seine Wirbelsäule entlasten, die Ordner aus der Hockestellung hoch zu hieven. Gelegentliche Habitüberprüfungen sind ein unabdingbares Muss des Lebens. Was wir dafür benötigen, ist ein geschärfter Blick – sowohl für unsere Handlungen, als auch für unsere Haltungen, aus denen heraus gehandelt wird.

Bei Gewohnheiten wie Rauchen oder Naschen leuchtet es unmittelbar ein, dass ein sinnvoller Ersatz angezeigt wäre. Es gibt jedoch Verhaltensmuster, deren Sinn oder Unsinn nicht so leicht zu klären ist. Die meisten Tätigkeiten sind potentiell in einer solchen Bandbreite zwischen Plus und Minus, Vernunft und Exzess angesiedelt. Ob sie für eine Person X zu einem Zeitpunkt Y sinnvoll sind, kann laut Frankl nur eine Instanz allein entdecken, nämlich das persönliche Gewissen dieser Person; ihr „Sinn-Organ“, ihre „innere Stimme“, ihr „ethischer Kompass“ oder wie immer man jene geheimnisvolle Instanz umschreiben mag. Der Mensch weiß in seiner tiefsten Tiefe oder seiner höchsten Höhe mehr, als er verstandesmäßig wissen kann: intuitiv ahnt er, was das Geschenk Leben jeweils von ihm einfordert. Handelt ein Mensch dagegen handelt er gegen sich selbst und andere. Er entwürdigt und entwertet das großartige Geschenk, leben zu dürfen, und reißt in seinem Unglück seine Nächsten mit sich ins Unglück. Psychosomatische Störungen sind fast immer der äußere und fühlbare Ausdruck für die innere Misere, mit sich selbst nicht im Reinen und mit Gott und der Welt im Unfrieden zu sein. Der Organismus hält an seiner physischen Schwachstellle dem steigenden psychischen Druck nicht stand und „brennt durch“. Die Seele „brennt aus“.

Das Feuer der Verzweiflung versengt die zarten Gewebe der Hoffnung und Freude und verkürzt die vitale wie soziale Lebenserwartung. Eine ernsthafte und ehrliche Habitüberprüfung kann dem noch Einhalt gebieten. Dabei muss sich allerdings der „geschärfte Blick“, von dem wir sprachen, nach innen richten.

Sinnvoll ist

–       was eine überragende Chance hat, Gutes zu bewirken

–       was das Wohl aller Beteiligten mitbetrachtet

–       was frei von selbstsüchtigen Motiven ist

–       was nicht überfordert und nicht unterfordert

–       was mit erfahrenen Mitmenschen konsensfähig ist

–       was einem die Kraft, es zu wollen zufließen lässt

Findet sich bei der Habitüberprüfung ein Verhaltensmuster, das den genannten Kriterien absolut nicht entspricht, ist ein „Austausch“ notwendig.

Zwei der sieben Kriterien des Sinnvollen sind mit den organismischen Ressourcen der Person enge verknüpft: das Gefordersein in Maßen, nicht zu viel und nicht zu wenig, und die Willenskraft, die nicht produzierbar, sondern nur aus sich selbst schöpfbar ist.

Für das Uns-Abverlangte und in echter Sinnintention Bejahte ist die Kooperation unseres Organismus nötig. Streikt der Körper nützen Forderung und Wille wenig. Deswegen kann es – Extremsituationen ausgenommen – niemals sinnvoll sein, den Organismus bis zum Äußersten zu strapazieren oder gar zu vernachlässigen. Das „Instrument des Geistes“ (Frankl) sollte dem Geist ebenso lieb und teuer sein wie die Werke, die er mit dessen Hilfe zu vollbringen wünscht.

Zu den bedeutsamsten Lebensrhythmen, die für unser Wohlbefinden ausschlaggebend sind, zählen:

–       ein gesunder Schlaf-Wach-Rhythmus

–       vernünftige Essgewohnheiten

–       regelmäßige und umfassende Bewegung

–       Abwechslung von Aktivität und Kontemplativität

–       Abwechslung von Sozialkontakten und Alleinsein

–       Abwechslung von „grauem Alltag“ und Festivitäten

–       Verzicht auf jedwedes Zuviel

Das hier in Stichworten Angedeutete ist Vorbeugungs- und Heilungsmedizin für fast sämtliche psychosomatischen Störungen.

Die fünf heilbringenden Gewohnheiten:

Selbstverantwortlich entscheiden – im Blick: das Eigene

Selbstverantwortlich entscheiden, spüren, es kommt auf einen selber an, wissen, man kann sich jederzeit ändern und jede Situation mitgestalten, verbessern oder akzeptieren.

Selbstüberschreitend denken – im Blick: das Fremde

Selbstüberschreitend denken, sich im Interesse der Welt manches abfordern, aber auch im Interesse eines solchen Dienstes an der Welt auf sich selber achten.

Proaktiv handeln – im Blick: das Kommende

Proaktiv (statt reaktiv), zukunftsorientiert und gewissensgeleitet handeln, stets beginnen mit „dem Ende im Visier“ und gelassen-konsequent darauf zugehen.

Grundvertrauen pflegen – im Blick: das Übergeordnete

Grundvertrauen pflegen und erhalten, in herzliche und dauerhafte Bindungen einbringen; aber genauso an einsamen, schweren Tagen unhinterfragt in sich wirken lassen.

Bewusstseinshorizont erweitern – im Blick: das Zusammenhängende

Bewusstseinshorizont erweitern in der rationalen wie mystischen Suche nach Sinn, Erkenntnis und Information, geistig/seelisch/körperlich beweglich bleiben.

 

In diesem Buch verdeutlicht Elisabeth Lukas, wie man eigenständig das eigene Leben mit oft kleinen Dingen oder Veränderungen ins Positive und Sinnvolle lenken kann.

Oft sind es tatsächlich gewisse Gewohnheiten, die uns auf unserem Weg aufhalten und uns viele Chancen verdecken, sie sind gut getarnt und es bedarf oft eines Genauen Hinsehens und auch einer gewissen Ehrlichkeit zu sich selbst um diese schlechten Gewohnheiten und Verhaltensmuster durch positive zu ersetzen.

Meines Erachtens ist die schwierigste Aufgabe dabei, zu sich selbst ehrlich zu sein denn oft will man „der Wahrheit nicht ins Auge blicken“ und man findet oft und genug Ausreden warum gewisse, uns bewusste negative Gewohnheiten „doch noch eine Zeit lang bleiben“ können und dürfen.

Elisabeth Lukas beschreibt in ihrem Buch auch sehr viele Praxixbeispiele, die den Lesern bei der Ergründung ihrer eigenen „Habits“ durchaus nützlich sein können und bei der sich die Leser gut in die jeweilige Situation hinein versetzen können.

Es wird auch beschrieben, dass wir Menschen oft unsere positiven Ereignisse und Ressourcen außer Acht lassen, wenn wir in einer negativen „Spirale“ verwickelt sind und in diesem Buch wird den Lesern wieder in Erinnerung gerufen dass man die „Sonnenseiten des Lebens bejubeln“ sollte und aus den eigenen Ressourcen Energie jederzeit schöpfen kann damit man auch die „Nachtseiten des Lebens“ leichter und besser übersteht. Hierbei werden auch viele Fallen, die einem im Leben geschehen könnten beschrieben und es werden praxisnahe Tipps wie man aus „Fallgruben“ herauskommt von Elisabeth Lukas gegeben.

Ich empfehle dieses Buch jedem weiter, der seinem eigenen Leben mehr Qualität und Wohlbefinden schenken möchte. Man gewinnt die Möglichkeit über sein eigenes Leben mehr zu reflektieren und zu verstehen bzw. auch die wesentlichen und eigentlich wichtigen Dinge im Leben besser zu erkennen und zu verfolgen.

 

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