Reisen in die Innenwelt — Systemische Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen

Autor: Tom und Lauri Holmes
Kurzbeschreibung von: Mag. Bettina Roßmann

Autoren: Tom und Lauri Holmes

Verfasserin der Kurzbeschreibung: Mag. Bettina Roßmann

1) Warum habe ich diese Literatur gewählt?

Ich habe das Buch „Reisen in die Innenwelt — Systemische Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen “ von Tom und Lauri Holmes gewählt, weil ich mich grundsätzlich Rir die Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen interessiere und deshalb schon nach der Behandlung des Themas in der Ausbildung dieses Buch gekauft habe. Andererseits war ich auf der Suche nach Methoden die den Zugang zur Seele ermöglichen oder verstärken können. Da sich das letzte Kapitel vor allem mit den spirituellen inneren Anteilen beschäftigt und hier Erfahrungswerte und Anleitungen zu finden sind, möchte ich diese in mein Projekt mit hinein nehmen.

2)  Inhaltsbeschreibung

In diesem Buch geht es um die Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen. Das hier vorgestellte Modell verbindet das Innere Familien-System (IFS) nach Richard C. Schwartz mit Konzepten über die Natur des Bewusstseins aus den buddhistischen Psychologie. Das vorrangige Ziel der IFS-Therapie ist die Entfaltung des „Selbst“, um Harmonie und Gleichgewicht in unser psychisches System zu bringen.

3)  Persönliche Reflexion / Nutzbarkeit für mich / Weiterempfehlung

Was mir an dem Buch gefällt ist die gute Lesbarkeit, da es in einer leicht verständlichen Sprache geschrieben ist. Man merkt, dass die Intention des Autors das Verstehen menschlichen Verhaltens und die Anschaulichkeit dessen war. Neben Beispielen aus der Praxis gibt es zu den verschiedenen Persönlichkeitsanteilen tolle bildliche Darstellungen. Diese gibt es im Anhang auch als Kopiervorlage. Somit ist dieses Buch für Therapeuten, Klienten und allgemein interessierte Leser gleichermaßen nützlich. Vor allem die Arbeit mit der inneren Weisheit hat mich angesprochen, da für mich persönlich die Integration der Spiritualität in die Therapie ein wichtiger Baustein am Weg zur Selbsterkenntnis ist. Die im Buch vorgestellte Anleitung einer Imaginationsreise zur inneren Weisheit habe ich immer wieder als Anregung zur Arbeit mit den eigenen Klienten verwendet und werde dies auch als festen Bestandteil in mein Diplomprojekt übernehmen.

Zusammenfassung des Buches: Reisen in die Innenwelt — Systemische Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen von Tom und Lauri Holmes (2013, 3.Auflage)

Das menschliche Dasein ist ein Gasthaus. Jeden Morgen ein neuer Gast. Freude, Depression und Niedertracht – Auch ein kurzer Moment von Achtsamkeit kommt als unverhoffter Besucher. Begrüße und bewirte sie alle! Dieses Buch handelt von der Arbeit mit Persönlichkeitsteilen. Wenn hier von Teilen als eigenständige Einheit gesprochen wird, meint dies sich wiederholende Gedanken-, Gefühlsund Verhaltensmuster in uns. In verschiedenen Traditionen gibt es für das selbe Phänomen unterschiedliche Bezeichnungen. Im Buddhismus werden sie als Gewohnheitsmuster bezeichnet, bei den kognitiven  wird von Schemata und in der

Psychosynthese von Teilpersönlichkeiten gesprochen, von psychodynamisch orientierten Psychologen ist von Ich-Anteilen oder Ego States die Rede (S. 15).

Die Natur des Bewusstseins wird als Kreis dargestellt um dessen 2 Ebenen versinnbildlichen zu können. Das Speicherbewusstsein, das die untere Hälfte repräsentiert enthält alle Persönlichkeitsanteile in Form von Anlagen, welche Gewohnheitsmuster aus unserer genetischen, kulturellen und persönlichen Geschichte inne haben. Nach C. G. Jung haben diese Anlagen ihre archetypische Grundlage in vergangenen kollektiven Erlebnissen. Die obere Hälfte des Kreises repräsentiert das Alltagsbewusstsein. Hier tritt ein Teil in den Vordergrund, wenn dieser durch innere oder äußere Bedingungen unterstützt wird. Abhängig davon welcher Teil im Vordergrund steht, wird die Wahrnehmung der Welt gefiltert. Der Teil kehrt ins Speicherbewusstsein zurück sobald er nicht mehr unterstützt wird. So kommt es, dass „ verschiedene Teile von uns kommen und gehen, sie interagieren miteinander und mit der äußeren Welt, um uns bei der Bewältigung unserer alltäglichen Aufgaben zu unterstützen “ (zit. S. 18 f)

Um das System der Persönlichkeitsanteile zu verstehen ist die Analogie zum Computer hilfreich. Die Persönlichkeitsanteile können mit einer psychologischen Software verglichen werden, die dazu da ist um unsere Lebensaufgaben zu meistern.

Unter anderem gibt es einen analytischen Teil in uns, der aktuelle logische Informationen zu momentanen Situationen zur Vermgung stellt. Wobei dies nicht unbedingt bedeutet dass es allen Menschen bewusst ist dass dieses Programm installiert ist. Innere Anteile können wie Computerprogramme aktiviert werden. Beim Computer geschieht es durch das Anklicken von Icons, bei uns Menschen werden die Teile durch Situationen oder Menschen aktiviert, jedoch ist es oft schwer die richtigen Teile zu aktivieren. Es gibt zum Beispiel Probleme beim Starten eines Programmes oder es ist unmöglich ein Programm zu verlassen. Auch gibt es ein Hauptmenü wo alle Programme zu sehen sind und zu denen wir Zugang haben können. In der systemischen Arbeit mit den Anteilen der Persönlichkeit wird das Hauptmenü „das Selbst“ genannt. Es ist im Menschen das Zentrum von dem wir zu allen Teilen unserer Persönlichkeit zugreifen können (vgl. S. 21 — 24).

Jeder Mensch wird mit charakteristischen Merkmalen geboren, diese zusammen mit der Lebenserfahrung bilden in uns bestimmte Persönlichkeitsteile in unserem inneren System stärker heraus als andere. Grundsätzlich entstehen sie alle um uns bei der Anpassung an körperliche, seelische und soziale Bedürfnisse zu helfen. Es gibt einige Persönlichkeitsanteile die für das physische Überleben zuständig sind. Ein solches Urbedürfnis ist zum Beispiel die Nahrungsaufnahme wo sich ein Teil mit Hunger bemerkbar macht. Zum Überleben unserer Gattung ist es auch wichtig einen fürsorglichen Teil für die Kindererziehung zu haben (vgl. S. 43 f). Der Angst-Teil sichert unser Uberleben indem er Ausschau nach möglichen körperlichen oder sozialen Gefahren hält. Bei Funktionstüchtigkeit bemerkt er die Gefahr und der Kampf- oder Fluchtimpuls wird aktiviert. Ein wütender Teil gibt uns Energie uns selbst zu schützen. Neben Teilen die mit dem körperlichen Überleben zusammenhängen, gibt es welche die dazu da sind um die Beziehung zu unserem sozialen Umfeld erfolgreich zu gestalten. Verhaltensmuster die in der Kindheit dazu führen, dass bei den Eltern die Rirsorglichen Teile aktiv bleiben, werden verinnerlicht und der Charakter der Teile wird geformt, welche auf Anerkennung ausgerichtet sind (vgl. S. 46 f). Die kritischen und verurteilenden Teile entwickeln sich, um uns dabei zu unterstützen, Anerkennung von anderen zu bekommen. Im Laufe des Erwachsenwerdens bilden sich auch Teile heraus die man als Manager bezeichnen könnte. Sie sind dazu da, „die Bedürfnisse und Fähigkeiten des Systems einzuschätzen, die Anforderungen und Bedingungen unserer Umwelt exakt zu interpretieren und einen Handlungsplan zu entwickeln, mit dem wir die inneren und äußeren Anforderungen am besten erfüllen können „(zit. S. 50).Es ist wichtig zu sagen, dass ausser den hier erwähnten inneren Persönlichkeitsanteilen noch eine Vielzahl mehr existiert.

Es kommt auch des Öfteren vor, dass mehrere Teile um Aufmerksamkeit kämpfen und Koalitionen bilden. Ein wichtiger Schritt das eigene System ins Gleichgewicht zu bringen ist es diese Dynamiken zu identifizieren und zu bearbeiten (vgl. S. 57).

Es gibt jedoch auch einen Teil, der sich grundlegend von den Persönlichkeitsanteilen unterscheidet. In unserem Zentrum, unserer Mitte befindet sich das Selbst.. Man sagt es sei , wie Wasser: Es ist klar und still und ruhig und hat keine ‚Persönlichkeit‘ wie die oft so bunten Teile des inneren Systems“ (zit. S. 29). Es ist der Kern unseres Seins wo achtsames Gewahrsein, mitffhlende Verbundenheit und ruhige, zuversichtliche Klarheit herrschen. Das Selbst ist die Bewusstheit selbst. Hier sind wir in einem Zustand von Gewahrsein und sind uns unserer Ganzheit bewusst. Es ist ein Zustand der Rir alle vermgbar ist. Hier sind wir liebevolle, besonnene Beobachter von allen inneren und äußeren, eigenen sowie fremden Zuständen. Wenn wir im Selbst sind wissen wir ganz klar was zu tun ist (S. 27 D.

Roberto Assagioli, Begründer der Psychosynthese beschreibt das Selbst als die Erfahrung, „fähig zu sein, angesichts äußerer Miihsal und innerem Elend , zentriert‘ zu bleiben. Diese Erfahrung bedeutet, ständig bewusst zu sein und wählen zu können, sich nicht erschüttern zu lassen von Veränderungen im Körper, in den Gefühlen oder dem Geist“ (zit. S. 29). Die Qualitäten, welche zum Vorschein kommen wenn wir im Selbst sind können mit ruhig, mitfühlend, neugierig, klar, vertrauensvoll, kreativ, mutig und verbunden beschrieben werden.

Für die Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen ist es wichtig zu wissen, dass wir in diesem Bewusstseinszustand innere Persönlichkeitsanteile beobachten können ohne von ihnen vereinnahmt zu werden.

Das Selbst liegt auf einer Metaebene des psychologischen Systems. Es ist uns in bestimmten Situationen möglich vom Selbst zu einem gebrauchten Persönlichkeitsteil zu gelangen. Stresssituationen können dazu führen dass ein Teil die Führung übernimmt und wir an ihm festhängen. Um wieder zentriert zu sein, können wir uns eine kurze Auszeit nehmen wie z.B. einen kleinen Spaziergang machen, etc. Bei hartnäckigen Problemen sollte das ganze System abgeschaltet werden, heißt wir sollten schlafen gehen. Gewöhnlich sind wir danach wieder in unserem Selbst (S. 28 ff).

Wenn wir in unserem Selbst sind können alle verschiedenen Teil eingeladen und begrüßt werden. Dies ist wichtig, weil jeder Teil eine nützliche Funktion hat. Ein Dialog zwischen dem Selbst und den Teilen ist essentiell für die therapeutische Arbeit mit inneren Persönlichkeitsanteilen, da hier Teile mit extremen Verhalten ihre nützliche Funktion wieder innerhalb des Systems aufnehmen können(vgl. S. 34).

Ein Ziel der Arbeit mit den inneren Teilen ist es, das Selbst zu stärken und in den Vordergrund zu rücken. Hier können Meditationsübungen unterstützend wirken. Vor allem kann Achtsamkeit im Alltag ein friedliches und aufmerksames Gewahrsein verleihen, das bei Tätigkeiten des Alltags geübt werden kann. Hier ist zum Beispiel an achtsames Abwaschen, Kochen, Bügeln etc. zu denken (vgl. S.37).

Ein weiterer wichtiger Schritt ist es Spiritualität in die Therapie mit ein fließen zu lassen, da sie eine machtvolle innere Hilfsquelle sein kann. Richard Schwartz nennt die inneren Persönlichkeitsanteile, welche Weisheit und Führung innehaben, Wegweiser oder Innere

Führung. Verfügbare spirituelle Ressourcen sind ein wichtiger Teil der inneren Arbeit. Diese Ressourcen oder inneren Wegweiser erscheinen in vielfältigen Formen. Üblicherweise werden sie als lebendige Präsenz erlebt die in abstrakter Form oder als spezifische Form (weise Wesen, religiöse Figur,…) erscheint und immer als weise und liebevoll erfahren wird. Diese Präsenz wartet oft im Hintergrund darauf, dass sie zur Mitarbeit eingeladen wird.

Wenn man in Kontakt mit der inneren Führung kommt, „ entsteht das Gefühl, mit einer umfassenden liebenden Präsenz in Berührung zu sein, die immer da ist, aber vergessen wurde“ (zit. S. 130). Während des therapeutischen Prozesses kann diese jedoch unmittelbar und real erlebbar werden. Diese spirituelle Begegnung bewirkt zwar selten dir Lösung aller Probleme, sie kann jedoch den Zugang zum Selbst leichter machen und es sind schnellere Fortschritte in der inneren Entwicklung und deren Bezug zur Welt möglich. Diese inneren Ressourcen heilender Kraft sind in jedem von uns, man muss nur einen Zugang dazu finden.

Neben dem positiven Einfluss auf den Therapieverlauf, bringt die spirituelle  mehr Lebendigkeit und eine tiefere Bedeutung in den Alltag. Die spirituellen Wegweiser haben die wunderbare Fähigkeit extreme Persönlichkeitsanteile zu verwandeln.

Es muss aber auch davor gewarnt werden nur spirituellen Aspekten Wertschätzung zu geben, es kann ein Ungleichgewicht entstehen wenn man sich nur den höheren Anteilen verschreibt. Alle Teile sind wertvoll. Und wichtig ist auch anzumerken dass Persönlichkeitsanteile nicht immer das sind, was sie im ersten Moment zu sein scheinen.

Ob dieser Erkenntnisse scheint es eine wichtige Aufgabe zu sein, Klienten zu helfen in Verbindung mit ihrer spirituellen Quelle zu kommen, der Weisheit und Heilung entspringt. Es wird postuliert dass der therapeutische Prozess sich viel schneller bewegt und vor allem traumatisierte Menschen unterstützen kann, denn die Quellen spiritueller Führung vermgen über Selbst-Qualitäten in konzentrierter Form. Bei Traumatisierten kann es lange dauern bis das Selbst die Führung übernimmt. Mit spiritueller Führung wird jedoch der Heilungsprozess beschleunigt, extreme Teile schneller transformiert, verbannte Teile leichter getröstet und in das System integriert. Es kann sich auch die Selbstftihrung viel schneller entwickeln.

Wenn in der Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen die spirituelle Dimension auftaucht kann sich das innere System transformieren. Es scheinen fundamentale Kräfte zu sein die wieder ins Gleichgewicht bringen können. Es kann mit dem tiefen Wissen und Weisheit über den Klienten ein GeRihl von Ganzheit, Frieden und Liebe entstehen (vgl. S. 125 — 144).

Das innere Kind, der innere Kritiker, innere Beschützer oder Antreiber: Selten ist uns bewusst, wie stark unterschiedliche Persönlichkeitsanteile unser Leben beeinflussen „. Hier wird gezeigt „ wie wir uns von prolblematischen Verhaltensmustern lösen können, in denen wir steckenbleiben, und wie wir unsere besonderen Talente und Eigenheiten einsetzen, um nzehr aus der Fülle zu leben “ (zit. Klappentext).

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