Warum habe ich gerade diesen Partner gewählt? War es seine Schönheit? Ein auffallender Charakterzug? Oder habe ich mich von eher nüchternen Erwägungen leiten lassen – etwa von „Torschlusspanik“ oder einem ganz pragmatischen Kinderwunsch? War unser Suchmotto „Gleich und gleich gesellt sich gern“ oder „Gegensätze ziehen sich an“? Das Geheimnis der Partnawahl entschlüsselt sich, wenn überhaupt, meist erst nach Jahren und nur durch psychologische Spurensuche. Das Rätsel der „Kollusion“, des Unbewussten Zusammenspiels oft schamhaft verborgener Motive und Strebungen führt uns in seelische Abgründe, zu kindlichen Defiziten, Kompensationsmechanismen und Heilungsversuchen unserer Tiefenpersönlichkeit. Mathias Jung schlägt mit Hilfe plastischer Fallbeispiele eine Schneise durch das Gefühlsdickicht der partnerschaftlichen Irrungen und Wirrungen.
Folgende Themen sind beinhaltet:
Heutzutage wird jede zweite bis dritte Beziehung durch die Partnerschaftsvermittlungen auf Internetbasis zusammen geführt. Jede zweite Ehe wird in Deutschland in Großstädten Geschieden. 2,4 Millionen unverheirateter heterosexueller sowie der homosexueller nicht erfasst, weil die Ehe als Krisenbranche bezeichnet wird .Die Beziehungsängste vieler Frauen und Männer basieren auf dieser abschreckenden Erfahrung, obwohl laut Jung sich Frauen und Männer noch mehr als früher sich nach Glück und Erfüllung in der Liebe sehnen.
Die Partnerwahl, entwickelt jeder Mensch bereits in der frühen Kindheit Konstrukte, Muster, Schablonen, mit deren Hilfe er die Welt wahrnimmt, aufnimmt oder abwehrt und in einen Sinnzusammenhang stellt. Für die grundsätzliche Verträglichkeit einer Beziehung ist die erwähnte Homogamie, das heißt die annähernde Übereinstimmung in den sozialen Merkmalen, kulturellen Hintergründen und geistigen Interessen lebenswichtig. Bei einer starken Heterogamie, also der massiven Unterschiedlichkeit von Herkunft, Sprache, Sozialisation und Wertvorstellungen, ist das gemeinsame Beziehungssystem eher schwach und gefährdet, durch kommunikative Probleme aus dem Gleichgewicht zu geraten. Daher auch die signifikant hohen Scheidungsraten bei Ehen zwischen verschiedenen Nationalitäten und Religionszugehörigkeiten.
In der Verliebtheit, wie überhaupt in jeder intersiven erotischen Begegnung zwischen Frau und Mann, werden die frühesten Beziehungserfahrungen des Kindes mit den Eltern und vor allem die allerfrühesten des ganz kleinen Kindes mit der Mutter wiederbelebt.
Die Mutterfalle: Abwehr, Übertragung, Wiederholungszwang.
In der Partnerwahl heiraten wir immer die Geschichte des Partners mit, seiner Mutter, seinem Vater, deren Beziehungsmodelle, seine Geschwister und seine Position unter diesen. Vieles haben wir uns oft auch einfach von dem gleichgeschlechtlichen Elternteil abgeschaut. Es gibt ja nicht nur übertragungspsychologisch die Mutterfall und Vaterfalle, sondern auch, wie die Psychoanalyse es nennt, die gute MutterImago und die gute Vater- Imago (Vorbild). Die Mutterfalle ist eine frühe Störung mit vielen Facetten und Fernwirkung für die Partnerwahl. Da ist die Muttervergiftung in Form der Bedrohung der Identität.
Ohne Übertragung keine Partnerschaft. Der Komplex der Vaterübertragung ist in der Beziehung an einem klassischen Beispiel zu sehen: „ Einer Frau, die sich- bewusst oder unbewusst- durch die Liebe ihres Lebens an den eigenen Vater damals, als sie bei ihm auf den Schultern saß und von ihm durch den Tierpark getragen wurde. Aber der Vater war nicht nur stark und gütig, er hat auch phasenweise zu viel getrunken, sein Geld in die Kneipe getragen und, wenn er im Rausch war, seine Frau angebrüllt und erniedrigt. Er hat gar nicht so viel mit seiner Tochter gespielt, wie sie es heute gern erinnert, sondern ist oft einsam und allein seiner Wege gegangen, war in der Familie kaum präsent. Und dann sieht sie ihren Mann, wie er sich abends mit einer Flasche Cognac vor dem Fernsehen zurückzieht. Und sie will den Anfängen wehren und verhindert, dass er auch so wird wie ihr Vater, und verhindert, dass er auch so wird wie ihr Vater, und nimmt ihm die Flasche Cognac weg und schüttet sie in den Ausguss. Durch diese Übertragung können Konflikte in der Partnerschaft entstehen.
Bei einer glücklichen Vater- oder Brudererfahrung pflegt das Suchbild der Frau Züge von Vater oder Bruder zu tragen, das Suchbild des Mannes Züge von Mutter oder Schwester. Entsprechend pflegt Mann und Frau bei enttäuschenden Mutter- und Schwester- oder Vater- und Brudererfahrung Partner zu suchen, die möglichst wenig an die frühen Partner zu suchen, die möglichst wenig an die frühen Partner erinnern, vielmehr eher sogar einen Gegentypus darstellen. So wirken unsere Früherfahrungen am anderen Geschlecht meist unbewusst in unsere späteren Partnerbeziehungen hinein.
Beziehungswünsche: Von Anbetern, Fluchthelfern und Hilfs- Ichs Frau und Mann hat gewisse Rollen in Leben die er/sie gerne in einer Partnerschaft übernehmen möchte und auch Erwartungen an den Partner hat. Z.B. Männer — Beschützer und Stark. Frau- fürsorglich, Kindererziehung, Haushalt etc.
Frauen suchen sich Männer mit Problemen aus und die sie schlecht behandeln. Die Wahl des „bösen“ Partners ist immerhin einmal eine Wahl gewesen und ist, wenn die Frau ihn auch nach jahrelangem Martyrium nicht verlässt, Wahl geblieben. Natürlich ist, wie wir sahen, die Freiheit des Willens bei der Partnerwahl oft durch kindliche Deformationen und krank Normative des Unbewussten eingeschränkt. Oft erfüllt die real erduldete seelische Misshandlung, auch den verborgenen Zweck, das früh erlebte, kindliche Leid zu überdecken. Sie brauchen gewissermaßen den schlechten Partner, der durch sein kritikwürdiges Verhalten den aufgestauten Hass und den Schmerz in kleineren Portionen aufsaugen kann… Der böse Partner wird sozusagen zum Sparringspartner des abklingenden Kampfes gegen Mutter und Vater. Was damals nicht möglich war- sich gegen die Eltern aufzulehnen, sie wegen ihres Tuns oder Unterlassens anzuklagen und ein liebevolleres Verhalten einzufordern-, das wird nun in der Partnerschaft umso heftiger unternommen und ausgetragen.
Das Konzept der Selbsterweiterung: Der Partner als Entwicklungshelfer Paare können sich auf wunderbare Weise hinaufziehen, wenn sie sich gegenseitig, als Entwicklungshelfer dienen.
Warum habe ich dieses Buch gewählt?
Am Anfang hatte ich mir das Konzept für meine Projektarbeit so vorgestellt, in erster Linie die Entstehung der Partnerauswahl, die Probleme die in einer Partnerschaft entstehen zu recherchieren und im Folgenden einige Interventionsmethoden einzubringen um daraus dann meine Diplomarbeit abzuleiten. Doch im Laufe der Zeit stellte ich fest, dass es doch nicht so leicht ist, wie gedacht und das Thema Paare extrem umfangreich ist. Als sich meine eigene Beziehung Richtung Scheidung bewegte, entschloss ich mich dazu das Thema „Trennung und Scheidungsberatung“ zu meiner Projekt- und Diplomarbeit zu machen.
Besonders interessant an diesem Buch finde ich die Erläuterung unserer Partnerwahl, die im Unterbewusstsein stattfindet. Es hat zwar in erster Linie nicht direkt mit meiner Diplomarbeit zu tun, aber es dient mir als Fachwissen in meiner Vertiefung des Themas „Paare“ — ich habe vor mich in Zukunft mehr mit dem Thema auseinanderzusetzen und auch Weiterbildungen in dem Bereich zu machen.
Kurzbeschreibungen unserer TeilnehmerInnen der LSB-Ausbildung.