Die Arbeit mit inneren Bildern findet ihren Schwerpunkt in der therapeutischen Praxis, kann aber auch eine Hilfe für den ganz normalen Alltag sein, die jeder für sich selbst nutzen kann, um Zugang zu seinen eigenen inneren Stärken zu finden.
In der Therapie mit Imagination bilden Erinnerungen an Glückserlebnisse oder andere angenehme Situationen die Grundlage für gegenwärtige Wünsche und Ziele, für den Blick nach vorne in eine gute Zukunft, ohne jedoch die Konflikte der Vergangenheit zu ignorieren. Die Konfrontation mit belastenden Situationen geschieht aber nicht auf direktem Weg, sondern in einer verschlüsselten Symbolsprache.
Wenn die in der Vorstellung des Klienten entstandenen inneren Bilder angeblich nichts mit dem realen Leben zu tun haben, mag das zunächst irritierend wirken, jedoch spürt man als Beobachter schnell, dass etwas einfach geschieht, ganz von selbst, indem mit einfachen Fragen das Unbewusste angeregt wird – mit beeindruckenden Folgen.
Ob in der begleiteten Therapie oder in eigenverantwortlicher Selbstanwendung, es ist für mich ein sehr faszinierender und lösungsorientierter Ansatz, dem man mehr Aufmerksamkeit schenken sollte und das war unter anderem ein Grund, warum ich dieses Buch für meine Literaturarbeit ausgesucht habe.
Teil I – Die beeindruckende Kraft der Vorstellung
Innere Bilder: Unsere täglichen Begleiter
Rund 80 % aller Informationen, die wir im Alltag aufnehmen, liefern uns die Augen. Dabei ist es eigentlich ein Wunder, dass unser Gehirn aus Stromsignalen Bilder erzeugt. Bilder, die jeder sehende Mensch im Kopf hat und die sofort auftauchen, wenn man einen einfachen Begriff hört. Wir sind jederzeit für visuelle Eindrücke empfänglich, sogar dann, wenn wir nur hören und nicht sehen, sind innere Bilder für uns wichtig.
Wir werden nur von einem Redner erreicht und können uns ein Bild machen von dem was er sagt, wenn er anschaulich und bildhaft spricht.
Ob wir ein ideales Selbstbild von uns haben, ob wir glauben anderen ein Vorbild zu sein, womöglich ein festgelegtes Weltbild im Kopf haben, zu dem auch ein ausgeprägtes Feindbild gehört oder aber einem ganz anderen Leitbild folgen…. ganz ohne innere Bilder lebt jedenfalls niemand.
Jede neue Idee, jede Erfindung, jede Entdeckung existiert zunächst als bildhafte Vorstellung. Wir haben alle unsere kleinen, alltäglichen Bilder im Kopf, unsere Fantasien, Wünsche und Vorstellungen. Sie können unseren Horizont erweitern oder ihn aber auch einengen.
Innere Bilder können eine unglaublich große Macht ausüben – im Guten wie im Schlechten:
Sie können Sportlern helfen Siege zu erringen, sie können seelische Verspannungen lösen, Verletzungen und sogar schwere Krankheiten heilen – aber sie können solche Verletzungen auch erzeugen und mit ihrer Beständigkeit ein ganzes Leben negativ beeinflussen.
Erinnerungen: Gefühle machen Bilder haltbar
Obwohl wir unsere Umgebung vor allem visuell erfassen, sind es nicht Bilder, die in unserem Gedächtnis die haltbarsten Spuren hinterlassen. Erinnerungen an Gerüche sind weitaus stabiler, sie können sogar bis in die früheste Kindheit zurückreichen. Gerüche sind über das limbische System fast immer mit einem Gefühl verbunden, sie sind uns nur selten gleichgültig.
Das Gesehene empfinden wir häufig als neutral, sobald es aber unsere Aufmerksamkeit erregt, es uns bewegt, bleiben auch die optischen Eindrücke lange im Gedächtnis.
Archetypen: Bilder, die allen Menschen gemeinsam sind
Unter Bildern, die dauerhaft in unserem Gedächtnis gespeichert sind, gibt es eine faszinierende Gruppe, die sich von allen anderen unterscheidet. Es sind jene Motive, die wir in uns tragen, ohne sie zuvor bewusst gesehen zu haben.
Diese “Erfahrungen“, die man nicht selbst gemacht hat, sind angeboren und dienen dem Überleben in gefährlichen Situationen. C.G.Jung, der Begründer der analytischen Psychologie, nannte den allen Menschen gemeinsamen Bildervorrat „das kollektive Unbewusste“, den Teil der Psyche, der von einem persönlichen Unbewussten dadurch unterschieden wird, dass er nicht durch persönliche Erfahrung gemacht wird und daher keine persönliche Erwerbung ist.
Dazu gehören für Jung auch die Archetypen, angeborene Strukturen unserer Psyche, die alle Menschen in allen Kulturen gemeinsam haben in Form von Bildern, Legenden und Geschichten.
Sie lassen uns an der jahrtausendealten Erfahrung unserer Vorfahren teilhaben. Beispiele für diese im Unbewussten verankerten Symbolgestalten sind Engel, die Hölle, das Paradies, die weise Frau und der Kreis als Zeichen für Ganzheit.
Träume: Botschaften aus der Tiefe unserer Seele
Im Traum können die Archetypen vorübergehend ans Licht treten. Laut C.G.Jung zeigen sie sich in Form von Symbolen, die Hinweise auf Wünsche, Sorgen und Konflikte, aber auch auf deren mögliche Lösung haben.
Träume, die mit Hilfe eines Therapeuten analysiert werden, können eine erhellende oder sogar heilende Wirkung haben. Solche Deutungen sind nicht unverrückbar festgeschrieben, ob sie stimmen, entscheidet vor allem das mit dem Geschehen verbundene Gefühl.
Träume sind ein produktives Selbstgespräch der Seele, vor allem macht uns das nächtliche Träumen auf Wünsche oder Probleme aufmerksam, die im Alltag aus unserem Blickwinkel geraten sind.
Tagträume: Gedankenausflüge in eine bessere Welt
In Tagträumen bringen wir uns mit wichtigen Ressourcen unseres Selbst in Verbindung. Das Gehirn ruht sich ebenso wie bei nächtlichen Träumen nicht aus, es befindet sich keineswegs in einem energiesparenden Stand-by-Modus. Ob sie nützlich sind oder nicht, hängt ganz von der Persönlichkeit und der aktuellen psychischen Verfassung des Betreffenden ab.
Training im Kopf: Sportler siegen, Hungernde überleben
Die Kraft der inneren Bilder kann auch als „mentales Training“ eingesetzt werden, die Bilder werden hier systematisch und nach festgelegten Regeln unter Anleitung erzeugt.
„Vorstellungskraft aufzubauen ist genauso anstrengend wie Muskelaufbau.“ Aber es geht hier nicht nur um Fitness, bei der Visualisierung betrachtet man sich auch ein Stück von außen und kann so eigene Schwachstellen erkennen und anschließend gezielt beseitigen.
Blick ins Gehirn: Woher kommen die inneren Bilder?
Wie kann es sein, dass Imaginationen, die ja nichts weiter als „Einbildungen“ sind, ganz konkrete Auswirkungen auf Seele und Körper haben und einen Kranken gesund machen?
Was immer im Gehirn geschieht, hat Auswirkungen auf unser Immunsystem. Nervenfasern des Hirnstamms sind mit dem Gewebe der Thymusdrüse, der Milz, den Lymphknoten und dem Knochenmark verbunden; dies sind die Geburtsorte der weißen Blutkörperchen, mit denen sich das Immunsystem gegen „Feinde“ verteidigt. Botschaften aus dem Gehirn können also die Immunabwehr unmittelbar beeinflussen – positiv und negativ.
Die bildliche Vorstellung einer Imagination unterscheidet sich im Gehirn kaum von einem realen optischen Eindruck, den wir über die Augen von der Außenwelt empfangen – in beiden Fällen ist derselbe Bereich des Großhirns aktiv: das Sehzentrum, auch visueller Kortex genannt.
Deshalb kann sie ebenso wirksam wie diese unsere Stimmung und unser Verhalten beeinflussen, aber auch unseren Körper und unsere Selbstheilungskräfte. Besonders effektiv entfalten innere Bilder ihre Wirkung, wenn sie im Zustand körperlicher Entspannung entstehen und von Gefühlen begleitet werden.
Teil II – Wie innere Bilder heilen
Biofeedback: Gedankenbilder steuern Körpervorgänge
Auf der Haut angebrachte Elektroden oder Sensoren messen Körperfunktionen, von denen man normalerweise nichts spürt. Diese Vorgänge werden auf einem Bildschirm sichtbar und somit dem eigenen Bewusstsein zugänglich gemacht. Mit gedanklicher Steuerung mit Hilfe von Biofeedback Training lassen sie sich verändern.
Man muss herausfinden, welche Gedanken und innere Bilder zu der gewünschten Veränderung führen können.
Positives Denken: Das Negative ausblenden und alles ist gut?
Bei der Behandlung seelischer Störungen lohnt es sich das Augenmerk nicht nur auf deren Ursache zu richten, sondern auch auf das, was in der Vergangenheit an Positivem erlebt wurde. Sich an die wohltuenden Gefühle wie Freude, Glück und Geborgenheit so intensiv zu erinnern, dass sie sich im Körper ausbreiten, hilft uns die Kraft zu erhalten, um den Schmerz heilen zu können.
Der autosuggestive Satz von Emil Coué, der zahlreichen Kranken half, den sich seelisch oder körperlich Leidende in Gedanken aufsagen sollten, lautet:
„Es geht mir mit jedem Tag in jeder Hinsicht immer besser und besser.“
Wenn „positives Denken“ nur bedeutet, die eigenen Probleme zu ignorieren, dann ist es als Instrument sicher wirkungslos. Wenn damit aber gemeint ist, sich mit den Hintergründen der eigenen Krankheit zu beschäftigen und selbst bei einer schlechten Prognose nicht die Hoffnung und den Optimismus aufzugeben, dann kann positives Denken durchaus eine Grundlage für Heilung sein.
Gute Bilder, schlechte Bilder: Was die Seele braucht
Alle therapeutischen Methoden, die erfolgreich bildhafte Vorstellungen nutzen, um seelische Leiden zu heilen, haben eines gemeinsam:
Sie beschäftigen sich zunächst mit jenen negativen Bildern, die sich in die Seele eingegraben haben und sie verletzt haben – um sie dann durch bessere Bilder zu ersetzen.
Empfohlen wird, in den Gedanken bewusst nach Bildern zu suchen, die sich gut anfühlen und in unserer Seele schon vorhanden sind und diese heilsamen Bilder immer wieder zu aktivieren, damit sie ihre heilende Kraft entfalten können.
Schlafend gesund werden: Traumerlebnisse in der Antike
Schon in der Antike gab es Heilstätten, in denen über mehrere Tage oder sogar Wochen eine umfangreiche Behandlung stattfand.
Jeder Teilnehmer wusste, dass seine aktive Mitarbeit gefragt ist. Dies begann bereits mit Opfergaben, die mitgebracht wurden und nach der Ankunft gab es Reinigungsrituale, Gebete, Gesänge und Meditationen und auch Enthaltsamkeit war angesagt. Innerlich und äußerlich gereinigt ging es nun zum eigentlichen Grund ihres Besuches, dem Heilschlaf in einem heiligen Schlafsaal. Mancher Traum wirkte schon aus sich selbst heraus heilend oder das Geträumte wurde im Gespräch mit Priestern und Priesterinnen besprochen.
Wer oder was hat die Kranken geheilt?
Für die Menschen dieser Zeitepoche war es zweifellos ihr Gott, aus heutiger Sicht fällt die Antwort nicht ganz so leicht. Ob man religiös ist oder sich lieber an die moderne Wissenschaft hält:
In beiden Fällen liegt die Antwort in dem Wort „glauben“.
Dies zeigt auch die erstaunliche Heilkraft von Placebos, die Mitteilung reichte aus, um Patienten an eine positive Wirkung glauben zu lassen, die dann auch prompt einsetzte.
Ob Placebos, Gebete oder innere Bilder im Traum: Entscheidend ist, dass man von ihrer Kraft überzeugt ist. Dann können sie ihre Wirkung entfalten – indem sie die Selbstheilungskräfte des Patienten mobilisieren.
Nächtliche Reise ins Unbewusste: die Wirkung von Träumen
Träume können wertvolle Informationen liefern, die beim gesund werden helfen, wenn der Patient dieser Botschaft aus seinem Unterbewusstsein vertraut.
Therapeutisch kann man Träume im Modus der Gegenwart schildern lassen, den Betreffenden die wichtigsten Schlüsselbegriffe notieren lassen, die dann mit dem Therapeuten einzeln erörtert werden, dabei geht es vor allem um die damit verbundenen Gefühle.
Im nächsten Schritt wird geklärt, welche Erinnerungen aus dem Leben mit den Schlüsselwörtern verbunden werden. In der letzten Phase geht es darum zu erkennen was er im Traum gerne ändern würde, sprich was er in seinem Leben gerne verändern würde und wie ihm das gelingen könnte.
Mit der Technik der Klarträume kann man Albträume weniger bedrohlich werden lassen. Man wählt ein Element aus, das in vielen Träumen wiederkehrt und gelingt es, dieses als nicht real im Traum zu erkennen, verliert man die Angst vor dem Schlaf und den Träumen.
Hypnose: Äußere Anregungen erzeugen innere Bilder
Ein Merkmal der hypnotischen Trance ist, dass von außen herbeigeführte Vorstellungen, sogenannte Suggestionen, Macht über das Unbewusste der Hypnotisierten ausüben können – sogar dann, wenn die Trance beendet ist. Voraussetzung ist aber auch hier, wie bei jeder Suggestion, dass der oder die Betreffende innerlich bereit ist den Auftrag auszuführen.
Hypnose ist weder Schlaf noch wach sein, sondern eine Situation dazwischen: ein Dämmerzustand der Entspannung, in dem das Bewusstsein nicht wie im Traum getrübt, aber „begrenzt“ ist.
Die moderne Hypnosetherapie will nicht autoritäre Macht ausüben und barsche Befehle erteilen, sondern die individuellen Bedürfnisse des Klienten erkennen und diesem helfen die Lösung für seine Probleme selbst zu finden.
Die große Stärke der Hypnose ist, dass sie Räume in unserer Fantasie schafft, in denen auch heilende Bilder entstehen können. Für eine wirksame Therapie spielt es keine Rolle, ob die bildhaften „Erinnerungen“ der Wahrheit entsprechen oder sich als fiktiv erweisen.
In falschen Händen kann die Hypnosetherapie allerdings auch kontraproduktiv sein.
Autogenes Training: ganz entspannt im Hier und Jetzt
„Ich schaffe es“ – diese Formel ist typisch für das autogene Training: kurz, prägnant, positiv
Autogenes Training ist eine autosuggestive Entspannungstechnik, die sich leicht erlernen lässt. Die Idee dahinter: Wenn die Muskeln entspannt sind, können sich auch seelische und körperliche Verspannungen lösen. Autogenes Training ist auch eine Form der Selbsthypnose, mit ihr lässt sich im Prinzip all das erreichen, was man mit Hypnose erreichen kann, jedoch bleibt das Autogene Training meistens nahe an der Realität und in der Gegenwart.
Aktive Imagination: im Dialog mit dem Unbewussten
Nach Ansicht von C.G.Jung, dem Begründer der Aktiven Imagination, ist diese als Weg zum Unbewussten noch besser geeignet als die Traumdeutung, mit der er sich ebenfalls beschäftigte.
Beim Traum erhält man Botschaften aus dem Unbewussten, aber das Bewusstsein bleibt unbeteiligt. Bei der Aktiven Imagination dagegen ist es hellwach und aktiv. Ihre zwei entscheidenden Merkmale sind die Wahrnehmung von inneren Bildern sowie das innere Gespräch mit darin auftauchenden Figuren. Weil das Ich aktiv in das bildhafte Geschehen eingreift, heißt diese Methode Aktive Imagination.
Niemals darf man in der Imagination Bilder von realen Menschen zulassen und mit ihnen sprechen, sonst besteht in späteren Zusammentreffen die Gefahr Imagination und Realität nicht mehr klar trennen zu können.
C.G.Jungs Aktive Imagination gilt als die „Urmutter“ der therapeutischen Imagination und noch immer gilt ihr Merkmal: „Jede wirksame Imagination muss eine emotionale Imagination sein.“
Zurück ins Leben: mit Imagination den Krebs besiegen
Der US-amerikanische Onkologe O.Carl Simonton entwickelte eine Visualisierungstechnik zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte, mit der er viele Patienten mit unheilbaren Tumoren behandelt hat.
In entspanntem Zustand versetzt man sich in Gedanken an einen angenehmen, stillen Ort und lässt konkrete Bilder einer Krebsbehandlung entstehen. Nun stellt man sich vor, wie Millionen winziger Energiekügelchen auf die Körperzellen prallen. Die Krebszellen, schwächer als die gesunden Zellen, gehen dabei zugrunde, während die anderen überleben. Zum Ende der Visualisierung erscheint ein Heer von weißen Blutkörperchen. Es stürzt sich auf die sterbenden oder schon toten Krebszellen, nimmt sie mit sich, damit sie über die Nieren ausgeschwemmt werden können.
Simonton schlägt vor, diese Übung täglich dreimal fünf bis fünfzehn Minuten lang zu machen – so schrumpft der Krebs und der Kranke sieht, wie sich sein Zustand normalisiert. Wichtig ist eine lebhaftere Vorstellung der mit der Immunabwehr verbundenen weißen Blutkörperchen, als die Vorstellung der Krebszellen. Diese Technik ist aber nicht nur bei Krebspatienten einsetzbar und kann auch mit anderen Bildern praktiziert werden.
Imaginative Körper-Psychotherapie: mit Röntgenblick ins Innere
Der Sammelbegriff Körper-Psychotherapie bezeichnet ganz allgemein Therapien, die den Körper in das psychotherapeutische Verfahren mit einbeziehen.
Die Imaginative Körper-Psychotherapie (IKP) soll die Selbstheilungskräfte aktivieren und das seelische Gleichgewicht fördern. Sie wurde nicht zur Behandlung von Krebs entwickelt, zeigt aber hier ihre beeindruckendsten Erfolge.
Es gibt ein Zehn-Schritte-Programm als Gerüst, das vom IKP Therapeuten vorgegeben wird. Einige Klienten bleiben weitgehend bei den anatomischen Vorstellungen, andere sehen schon bald überwiegend symbolische Bilder.
Worin besteht der Unterschied zwischen Imaginativer Körper-Psychotherapie und der Methode von O.Carl Simonton?
Es ist der Unterschied zwischen Imagination und Visualisierung. Nach Simontons Vorgaben wird visualisiert, es werden bewusst und aktiv innere Bilder erzeugt. Bei der IKP wird imaginiert, man gibt dem Unbewussten den Auftrag Bilder entstehen zu lassen – die dann von sich aus „kommen“.
Die IKP kann Nebenwirkungen der konventionellen Krebsbehandlungen reduzieren, die Wirkung der Chemotherapie intensivieren und auch ohne die üblichen Therapien gibt es Erkrankungen, deren Verlauf mit IKP zur Heilung führte.
Erst sehen, dann malen: Imaginationen in Bildern festhalten
Ein Bestandteil der Imaginativen Körper-Psychotherapie ist die Dokumentation des Erlebten.
Die gemalten Imaginationsbilder zeigen was sich im Lauf der Zeit verändert hat, sie regen an und geben Impulse für neue Imaginationen.
Sie bieten eine Möglichkeit die Menschen dazu zu bringen, sich zu öffnen und über Dinge zu sprechen, die sie normalerweise nicht preisgeben würden – sie öffnen den Zugang zum Unbewussten oft weiter, als die verbalen Schilderungen des Klienten es können. Die Bilder drücken meist sowohl den körperlichen Zustand des Patienten aus, neben diesem transportieren sie aber auch Botschaften aus der Seele.
Teil III – Die Katathym – Imaginative Psychotherapie
Die Katathym – Imaginative Psychotherapie (KIP) ist eine tiefenpsychologisch fundierte Methode, deren Wirksamkeit in wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigt wird.
Viele Probleme und seelische Störungen haben ihre Ursache in der Vergangenheit – in vergessenen oder verdrängten Erlebnissen, die noch immer in unserem Alltag nachwirken, ohne dass wir uns dessen bewusst sind. Die KIP bietet einen einfachen Weg, auf dem man solche seelischen Belastungen bewältigen kann.
Der Klient nimmt bequeme Haltung ein, schließt die Augen, entspannt sich und wird vom Therapeuten in eine Art Halbschlaf versetzt. Ein Teil von ihm fällt tiefer und tiefer in die Entspannung, während ein anderer Teil hellwach ist und vor dem inneren Auge Bilder aufsteigen lässt. Der Therapeut schlägt vor, sich ein bestimmtes Motiv vorzustellen, z.B.eine Wiese. Dieses Symbolbild ist die Basis für den nun folgenden Tagtraum. Der Klient erzählt was er wahrnimmt, beantwortet Fragen des Therapeuten (Wie sieht die Wiese aus?) und folgt seinen Vorschlägen (Vielleicht betreten Sie die Wiese mal). Der Therapeut erkennt anhand der Bilder die inneren Konflikte des Klienten und regt ihn an, die symbolischen Bilder und Szenen genauer zu betrachten, wodurch sie sich meist verändern.
„Katathym“ heißt „aus dem Gefühl heraus, nicht vom Willen gesteuert“.
Die Methode wurde früher auch Katathymes Bild-Erleben oder Symboldrama genannt und ist die ideale Methode um unbewusste Konflikte sichtbar zu machen, da bei der Therapiestunde nicht das bewusste Ich des Patienten spricht, sondern die Seele. Der Klient ist nahezu ununterbrochen im Dialog, er schildert dem Therapeuten ständig, was er gerade sieht und der Therapeut reagiert mit sanften Anregungen, Fragen und Vorschlägen darauf.
Einer der Pluspunkte des Katathymen Bild-Erlebens:
Anstatt lange und tief in der Vergangenheit des Klienten zu graben um frühere Erlebnisse und ihre Folgen zu analysieren, wendet sich die KIP viel schneller einer Lösung zu. Durchlebte symbolische Szenen sind ein „Probehandeln“, dessen Wiederholung und Fortsetzung im Alltag stattfindet und ihn positiv verändert.
Entscheidend ist, dass die Bilder von Emotionen begleitet sind und sich mit Erinnerungen und Einfällen verknüpfen.
In diesem Buch wird uns gezeigt, welche Rolle die inneren Bilder in unserem Alltag spielen – in Erinnerungen, nächtlichen Träumen und Tagträumen.
Weitere Themen sind Visualisierungen, wie wir sie gezielt einsetzen können sowie die Wirkung von Suggestionen und die Frage: „Woher kommen die inneren Bilder eigentlich?“
Es werden die Begriffe für innere Vorstellungen im Einzelnen erklärt und deren Schwerpunkte und Unterscheidung zwischen den einzelnen Begriffen aufgezeigt.
Wir bekommen einen guten Einblick, wie sich bildhafte Vorstellungen therapeutisch nutzen lassen.
Heute stehen Therapeuten sowie Klienten ein umfangreiches Repertoire an Methoden zur Verfügung, um heilende Bilder einzusetzen – unter anderem Biofeedback, Traumdeutung, Hypnose, Selbsthypnose und Imagination. Diese Methoden werden ausführlich vermittelt und mit Hinweisen und praktischen Beispielen von Ärzten und Therapeuten sehr anschaulich unterlegt.
Einer tiefenpsychologisch fundierten Methode, der Katathym – Imaginativen Psychotherapie, einer Tagtraum-Technik, die sich in der therapeutischen Praxis seit vielen Jahren bewährt hat, ist ein großer Teil dieses Buches gewidmet.
Diese Methode wird mit vielen Fallbeispielen, in denen die Zusammenfassung einiger Therapiestunden anschaulich macht, wie diese eingesetzt wird und welchen Verlauf sie nehmen kann.
Mich persönlich hat dieses Buch bestärkt, der Auseinandersetzung mit unseren verinnerlichten Bildern, dem Zugang durch innere Bilder und dem Einsetzen dieser Methoden vermehrt Aufmerksamkeit zu geben und zu praktizieren.
Kurzbeschreibungen unserer TeilnehmerInnen der LSB-Ausbildung.