Die Kunst der Selbstachtung

Autor: Christophe André, Francois Lelord
Kurzbeschreibung von: Romana Koppitz

Das Buch „Die Kunst der Selbstachtung“ befasst sich in gut gegliederten Abschnitten mit allen Facetten der Haltung, die wir uns selbst gegenüber haben. Die zentrale Frage dabei ist: Sind wir glücklich mit uns selbst? Können wir uns selbst leiden? Im Verlauf des Buches wird veranschaulicht, welche Faktoren einen Einfluss auf das Bild haben, dass wir uns von uns selbst machen, wie wir dieses Bild schärfen, wie wir uns selbst begegnen. Schritt für Schritt wird beschrieben, wie wir lernen können, mit Stärken und Schwächen umzugehen. Welche Fragen sich uns immer wieder stellen werden und welche wir uns stellen sollten.

Der Begriff der Selbstachtung wird dabei als unbedingt notwendiger Bestandteil einer gesunden, glücklichen Persönlichkeit bezeichnet. So heißt es gleich in der Einführung: „Meine Patientin litt an einer Störung, die ich erst später zu diagnostizieren lernte. Sie war hübsch und intelligent; sie hatte, wie man so sagt, alles, was man zum Glücklich sein braucht. Ihr fehlte nur eins: ein bisschen Selbstachtung.

Diese Selbstachtung wird anschließend gründlich untersucht. Zuerst wird allgemein beschrieben, was diesen Begriff ausmacht. Welche ähnlichen, verwandten Begriffe im Zusammenhang mit der Selbstachtung immer wieder auftauchen, wie zum Beispiel Selbstvertrauen, Selbstsicherheit,

Selbstbewusstsein, Eigenliebe, Selbsterkenntnis, Selbstbehauptung, Selbstbejahung, etc.

Diese Begriffe werden so präzise wie möglich erklärt und hinterfragt, wie etwa: „Eigenliebe — Beschreibung: Man hat eine (zu) hohe Auffassung von der eigenen Würde.“

Fragen rund um diese Begriffe werden gestellt: „Wer bin ich? Wo liegen meine Stärken, wo meine Schwächen? Wozu bin ich fähig? (…) Welchen Wert habe ich in meinen eigenen Augen, in den Augen meiner Nächsten und in den Augen der Personen, die mich kennen?

Die Selbstachtung wird nun in drei „Zutaten“ unterteilt:

Selbstvertrauen — die Sicht auf das eigene Ich — Selbstliebe

Diese drei Begriffe werden nun noch einmal genauer untersucht, denn laut der Autoren bedarf es der „richtigen Dosierung dieser drei Komponenten, wenn man zu einer harmonischen Selbstachtung gelangen möchte.“ Um diese Dosierung für sich selbst heraus zu finden, bedarf es zuerst eines umfassenden Verständnisses für die Zutaten.

Nachdem der Begriff der Selbstachtung definiert wurde, beschäftigen sich die Autoren mit den Auswirkungen, die eine hohe oder eben eine niedrige Selbstachtung auf eine Person, ihren Alltag, ihr Verhalten, ihr Umfeld und/oder den Verlauf ihres Lebens hat. So wird beispielsweise untersucht, wie wir über uns selbst sprechen, wenn wir über uns sprechen müssen.

Wie wir uns präsentieren. Welchen Einfluss das Maß unserer Selbstachtung auf unsere Fähigkeiten hat. Wie es sich auf unsere Entscheidungsfindung auswirkt. Wie es uns mit Konflikten und Krisen umgehen lässt.

Dabei wird vor allem deutlich, dass Personen mit geringer Selbstachtung sich in alldem schwerer tun und insgesamt instabiler sind. Es fällt ihnen etwa „im allgemeinen schwer, Entscheidungen zu treffen“, sie „lassen sich gern von ihrer Umgebung beeinflussen“ und „Beharrlichkeit ist nicht gerade typisch“ für sie.

Andererseits wird aber auch beschrieben, wie sich eine (zu) hohe Selbstachtung auswirkt. Diese muss nicht immer positiv sein — Kritik lässt sich damit nämlich nicht unbedingt mit Gleichgültigkeit ertragen, sondern macht, laut der Autoren, gerade Menschen mit hoher Selbstachtung „oft schlechte Laune“. Sie lässt sie „aufmerksamer für die Fehler ihrer Mitmenschen werden“ — was beispielsweise schnell zu Überheblichkeit führt.

Es geht also darum, ein gesundes Mittelmaß zu finden. Und dies zu halten. Stabilität und Instabilität, also die „Solidität der Selbstachtung‘ werden ebenfalls durchleuchtet. Was macht sie stabil, was instabil. Wie können wir uns vor Schwankungen schützen, etc.

Nun geht es hierfür auch um die „Mechanismen der Selbstachtung“: Wo kommt sie her? Wodurch genau wird sie beeinflusst? Wie wirkt unsere Kindheit in unser heutiges Gefühl für uns selbst hinein? Vor allem dieser letzte Punkt wird sehr ausführlich zur Sprache gebracht. Das Verhältnis zwischen Eltern und Kind, die Rolle der Schule (schulische Erfolge oder Misserfolge, Verhältnis zu den Klassenkameraden, Verhalten des Lehrers, etc.), der Einfluss der Geschwister und der Freunde spielen eine Rolle.

Und schließlich wird die Aufmerksamkeit auf die Partnerschaft/Ehe gelenkt und beleuchtet, wie diese die Selbstachtung beeinflusst. Denn „Obwohl das Fundament für die Selbstachtung in der Kindheit gelegt wird, bleibt sie doch nicht starr und unveränderlich, wenn wir das Erwachsenenalter erreichen.“

Wie wirkt sich also das Verhältnis zu unserem Partner, gegenseitige oder einseitige Liebe und Anziehung, auf unsere Selbstachtung aus? Was geschieht, wenn wir Zurückweisung erfahren? Wie verteilen wir, beeinflusst von der Selbstachtung der jeweils zusammen Lebenden, unsere Rollen im Alltag? Was macht Stolz und Eifersucht aus? Durch kleine Impulse werden wir dazu gebracht, unsere Beziehungen zu anderen Menschen gesund zu hinterfragen. Da dies ganz selbstverständlich zu Streit führen kann, wird auch die Bedeutung von Konflikten in der Partnerschaft untersucht. So heißt es zum Punkt „Weshalb wir uns streiten“: „Bestimmte Konflikte können als „normal“ angesehen werden; sie erlauben es den Partnern, Erwartungen und Unzufriedenheit auszudrücken, und bringen Bewegung in festgefahrene Situationen.“ Wo ein Konflikt aufhört, „normal“ zu sein, wird anschließend ebenfalls dargelegt.

Von der Partnerschaft wird das Thema nun weiter zu Freundschaften und Arbeitsleben gelenkt. Auch in diesen Bereichen wird die Rolle der Selbstachtung als eine tragende beschrieben.

Auch auf die äußeren Einflüsse unseres Alltags wie Werbung, Konkurrenz, Mode und Schönheitsideale wird eingegangen. Was verursachen diese Einflüsse in uns, wie begegnen wir ihnen, wie sehr haben sie uns wirklich im Griff. Hier sei nur der Punkt: „Warum die Selbstachtung sie dazu bringt, topmodische Sache zu kaufen und dann nicht zu tragen“ erwähnt..

Weiter werden noch allgemeine Theorien zum Begriff Selbstachtung angeführt und es wird beleuchtet, welche „Erkrankungen der Selbstachtung“ durchaus möglich sind. Die Depression wird beschrieben, Komplexe untersucht, aber auch Sucht und andere psychische Störungen kommen zur Sprache. Und es wird beschrieben, wie man diese überwindet, wie man seine Selbstachtung selbst zu steuern, zu kontrollieren un zu „reparieren“ lernt. Und: wie man sie vor allem weiterentwickelt. Denn eine Veränderung der eigenen Person durch die Veränderung des „Verhältnisses zum eigenen Ich“, ist, laut der Autoren, jederzeit möglich. Es erfordert eben einiges an intensiver Arbeit mit und an sich selbst. Für diese Arbeit werden Strategien angeführt, Therapien erklärt. Zwei Fragebögen (mit Resultaten) werden bereitgestellt: „Fragebogen 1: Ihr Selbstachtungspegel“, „Fragebogen 2: Wie kann ich mich ändern?“, womit wir alles Beschriebene also auch aktiv anwenden können.

Das Buch „Die Kunst der Selbstachtung“ ist für mich zu einer der wichtigsten Lektüren geworden, nicht nur für meine Arbeit an meinem Selbsterfahrungs-Projekt, sondern auch privat. Ich habe es gewählt, weil mich der Titel angesprochen hat — ich halte es, in Zeiten, in denen alles immer schnell und reibungslos gehen soll und wir nur selten innehalten können, tatsächlich für eine „Kunst“, mit sich selbst richtig umzugehen, sich selbst zu ACHTEN. Meiner Meinung nach beschreibt „Die Kunst der Selbstachtung“ einfach, klar und verständlich die wichtigsten Punkte, die wir für ein „Meeting mit uns selbst“ beachten und durchdenken müssen. Es regt durch vielseitige, interessante und meist treffende Fragen und Impulse, die sich immer wieder auf unseren Alltag und unser direktes Lebensumfeld beziehen, zum Nachdenken, Nachhaken, Nachfragen und Handeln an. Durch die eingehende, lockere und doch sachlich tiefgründige Schreibweise schloss ich beim Lesen dieses Buches aus komplexen Themen fast zwangsweise und automatisch immer wieder auf mich selbst du so ein gewinnbringender Austausch stattfand. Auch die immer wieder passenden und wunderbaren Zitate berühmter oder weniger berühmter Persönlichkeiten, die mit in das Buch gestreut sind, haben mir den Bezug zum Thema sehr erleichtert und mich oft erfreut. Ich konnte viele praktische Tipps für meine Projektarbeit gewinnen, wie etwa die Erstellung von Fragebögen, die graphische Darstellung bestimmter Begriffszusammenhänge, den durchgehenden Bezug auf ganz „gewöhnliche“ Verhaltensmuster und deren „Aufbrechen“ durch simple Strategien.

Einer der zentralsten Sätze des Buches lautet für mich:

„Es geht hier nicht darum, sich ganz in Selbstbeobachtung zu verlieren. Man soll sich vielmehr der eigenen Fähigkeiten und Grenzen bewusst werden.“

Dieses Buch hilft einem genau dabei auf eindrucksvolle und oft sogar unterhaltsame Art und Weise. Man verliert sich, meiner Meinung nach, bei der Lektüre nicht in Selbstbeobachtung, sondern wird dazu animiert und angestoßen, sich auf den Weg in das eigene Innerste zu begeben, und auf diesem Weg wird man, so gut es geht, begleitet. Dass man nach den ersten Schritten auf diesem Weg alleine weitergehen muss und dies nicht immer leicht ist, oft auch Mut und Durchhaltevermögen erfordert, das wird einem bei der Lektüre ebenfalls bewusst. Doch am Ende des Buches, denke ich, fasst man diesen Mut. Denn was dabei angestoßen wird, dass möchte man weiterverfolgen. Darauf möchte man nicht mehr verzichten.

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