Warum habe ich dieses Buch gewählt?
Ich bin durch eine Kollegin in der Lebens- und SozialberaterInnen-Ausbildung auf das Thema Hochsensibilität aufmerksam geworden, und fühlte mich sofort angesprochen. Ihre Erzählungen haben mich sehr an meine eigenen Erfahrungen erinnert, nur wusste ich damals noch nicht, dass das Phänomen der Hochsensitivität (HSP – Highly Sensitiv Person) bereits 1997 von der Psychotherapeutin und Universitätsprofessorin Elaine Aron beschrieben und beforscht wurde. Durch Recherche stieß ich auf „Hochsensibel. Was tun?“ und beschloss mich genauer mit der Thematik auseinander zu setzen. Besonders angesprochen hat mich auch, dass die Autorin, Sylvia Harke, eine Diplom-Psychologin und selbst hochsensibel ist und dass das Buch viele Übungen und praktische Tipps enthält.
Inhaltsbeschreibung
Im ersten Kapitel beschreibt die Autorin ihren eigenen Weg und stellt einige Werkzeuge vor, mit Hilfe derer man sich mit seiner Hochsensibilität auseinandersetzen kann, z.B. ein HSP-Tagebuch zu führen oder eine Selbsthilfegruppe zu besuchen.
Danach führt sie im folgenden Kapitel eine Begriffsklärung durch und führt einige Aspekte der Hochsensibilität an. Die Autorin beschreibt die Eigenschaften hochsensibler Menschen auf mehreren Ebenen:
„Grundsätzlich lässt sich festhalten, dass Hochsensibilität eine Phänomenologie der feinen Wahrnehmung darstellt und keine Krankheit ist.“ (HARKE S. 27) Eine Schwäche von HSP ist die durch die Reizüberflutung entstehende Überforderung.
Es gibt auch einen HSP-Test, um die eigene „Betroffenheit“ zu ermitteln. Darauf folgt eine tabellarische Übersicht mit den Stärken und Schwächen von Hochsensiblen. Die Autorin widmet sich dann noch einem genderspezifischen Zugang zum Thema, indem sie die unterschiedlichen Perspektiven von hochsensiblen Männern und Frauen darstellt (Interviews, Umfragen und ausgewählte Aspekte). Danach geht sie auf die Bedeutung von Verletzlichkeit, den eigenen (und fremden) Gefühlen, von unterschiedlichen Denkstrukturen und von nicht alltäglichen Wahrnehmungen ein. Zusammenfassend kann man sagen, dass bei HSP eine höhere Verletzlichkeit besteht und der Kontakt zu den eigenen Gefühlen eine zentrale Rolle in der Erlangung bzw. Erhaltung der psychischen Gesundheit einnimmt.
In Kapitel 3 stellt Sylvia Harke 13 Survivalregeln für Hochsensible vor, die sie in vier größere Kategorien packt (Wahrnehmung, Körperweisheit, Seelenbalsam, Lebensraumsicherung):
Der Hauptteil des Buches besteht darin, dass sich die Autorin mit diesen Survivalregeln auseinandersetzt, und sie auf verschiedenen Ebenen erklärt bzw. durch Beispiele und viele Übungen zugänglich macht. Grundsätzlich geht es darum mit seinen eigenen Gefühlen in Kontakt zu kommen und sich so anzunehmen. Wichtig dabei ist es, seine eigenen Grenzen zu erkennen, zu spüren und nach außen sichtbar zu machen. Dann ist Hochsensibilität eine Bereicherung und keine Bürde.
Sylvia Harke stellt viele Fragen und gibt Anleitungen, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen, um herauszufinden, welche Erfahrungen man mit der eigenen Hochsensibilität schon gemacht hat, auch wie diese bewertet und erfahren wurden. Es gibt stärkende Übungen (z.B. aus der Herzmathematik), Rituale, die Auseinandersetzung mit Glaubenssätzen und auch viele psychologische Modelle (z.B. die Transaktionsanalyse nach Eric Berne), die zum besseren Verständnis erklärt werden. Im Buch finden sich immer wieder Übersichtstabellen über „Symptome“, anhand derer man sich im spezifischen Kontext einordnen, oder einen Überblick verschaffen kann.
In Kapitel 4 geht die Autorin speziell auf Stress, Burnout (inkl. Fragebogen) und Trauma ein. Sie erklärt die Symptome und definiert die Begriffe. Dann führt sie noch einige mögliche Behandlungsmethoden, bzw. Soforthilfemaßnahmen an.
Das letzte Kapitel widmet Sylvia Harke hochsensiblen Kindern (Wer sind sie und was sie brauchen?). Es gibt im Buch einen HSP-Test für Kindern und zum Schluss eine Übersichtstabelle zu HSP, ADHS und Autismus.
Am Ende des Buches führt die Autorin noch Interviews mit mehreren Hochsensiblen.
Persönliche Reflexion/Nutzbarkeit für mich. Weiterempfehlung?
Ich kann das Buch nur weiterempfehlen. Für mich ist die Mischung aus Theorie, eigener Erfahrung, wissenschaftlichen Erklärungen und die ausführlichen Übungen sehr gelungen und anregend. Das Buch regt zur Auseinandersetzung mit der eigenen Hochsensibilität an und gibt auch interessante Inputs und Erklärungen. Vor allem aber sind die Übungen sehr praktikabel ausgewählt, und stellen eine große Bereicherung dar.
Kurzbeschreibungen unserer TeilnehmerInnen der LSB-Ausbildung.