Warum hast du diese Literatur gewählt?
Auf das Buch von Barbara Sher wurde ich durch eines ihrer anderen Werke – „Du musst dich nicht entscheiden, wenn du 1000 Träume hast.“ – aufmerksam. Da ich mich als Mensch, der die Vielfalt liebt, beschreiben würde, war meine Neugierde diesem Buch gegenüber sofort geweckt. Während es mich beruflich wie auch privat in verschiedenste Richtungen zog, wählte ich es vorerst nur zu meiner eigenen Persönlichkeitsentwicklung und Selbstreflexion. Zumal ich mich vor lauter Begeisterung und positiver Aufregung in immer mehr spannenden Träumen, Zielen und unzähligen Möglichkeiten verlor, schien mir das Buch „Ich könnte alles tun, wenn ich nur wüsste, was ich will.“ als mögliche Lösung für meine überschwängliche Zerstreutheit. Mithilfe zahlreicher Übungen erfuhr ich nicht nur mehr über meine Selbstsabotageprogramme, die leider vor allem dann, wenn ich etwas besonders liebe, aktiv werden, sondern erkannte immer mehr, was mir denn eigentlich wirklich wichtig war. Ich wandte diese Übungen, die hauptsächlich zur Findung des beruflichen Glücks geschrieben wurden, nicht nur in Bezug auf meine Berufung/en, sondern auch auf meine Probleme mit Partnerschaften an. Barbara Sher führt den Leser mithilfe Ihrer Übungen nicht nur immer mehr in die Tiefe, sondern leitet auch mit diversen Schreibübungen die Aufarbeitung schmerzhafter Verluste an. Gerade in Verbindung mit der bereits genannten Methode der EDxTM lässt sich dieses Buch meiner Meinung nach wunderbar zur Selbstfindung und persönlichen Weiterentwicklung verwenden. Darüber hinaus sehe ich die Übungen als ausgezeichnete Möglichkeit an, Beratungssettings mithilfe von „Hausübungen“ zu ergänzen.
Barbara Shers Buch gliedert sich in 14 Kapitel, die sich zuerst mit allgemeineren und grundlegenden Problematiken innerer Widerstände befassen. Jene Kapitel sind weiters durch zahlreiche Übungen unterteilt, welche jeweils mindestens ein Fallbeispiel von Klienten enthalten. Anfangs werden Thematiken wie in Kapitel 1: „Welche Erwartungen versuchen Sie zu entsprechen?“ behandelt, um in weiterer Folge immer mehr auf mögliche innere Widerstände einzugehen. Ab Kapitel 6 werden die Szenarien möglicher Problematiken immer individueller, wie zum Beispiel in Kapitel 7: „Auf der Überholspur – im falschen Beruf“. Obwohl ich mich zwar nicht ganz oben auf der Karriereleiter wiederfand, halfen mir die enthaltenen „Gefühlsmanagement“-Übungen trotzdem sehr weiter. In jenem Kapitel geht die Autorin insbesondere auf Stressreduktion und Maßnahmen zur Burnout-Prävention ein. Darüber hinaus stellt sie dem Leser, der sich in solch misslicher Lage befindet, 5 Szenarien mit dazugehörigen Lösungsansätzen vor, um doch noch seine eigentlichen Träume verwirklichen zu können. Diese Botschaft, beruflich und privat nur mehr das zu tun, was man wirklich liebt, zieht sich durch all die Kapiteln, die bei der Findung und Verwirklichung jener Träume helfen sollen.
Auch dieses Buch von Barbara Sher kann ich nur herzlichst weiterempfehlen. Dieses Buch eignet sich nicht so sehr als Lektüre, die zwischendurch gelesen wird, sondern benötigt einiges an Zeit, sowie die Bereitschaft, die Übungen auch tatsächlich zu machen. An einigen der Aufgaben schrieb ich 2-3 Wochen, an manchen nur ein paar Stunden. Gerade jene Übungen, die über eine Woche in Anspruch nahmen, waren besonders eindrucksvoll für mich. Ich beschäftigte mich ca. 2 Wochen damit, alle Menschen, die mich in meiner Kindheit und Jugend begleitet haben – also Familie, Freunde, Schulkollegen, Lehrer, Bekannte, Idole – aufzuzählen und jeweils ihre Erwartungen an mich aufzuschreiben. Natürlich kann ich nur in den seltensten Fällen sagen, ob, und wenn ja, was diese Personen tatsächlich von mir erwarten, doch die Botschaften, die ich durch diese Übung erhielt, waren sehr klar wie auch bedrückend. Diese Aufgabe ermöglichte es mir, mich mit meinen Schattenanteilen zu konfrontieren und mir diese Glaubenssätze, die ich unbewusst bis dahin nur ins Außen projizieren konnte, ganz genau und einfach anzusehen. Nach jener Übung wurde mir sehr schnell klar, warum ich mich in den letzten Jahren so verhalten habe, wie ich es tat, und meine Träume immer wieder von mir fernhielt, wenn sie für mich erreichbar schienen. Ich durfte anscheinend nicht glücklicher sein als so manche meiner Mitmenschen, und auch nicht erfolgreicher, schon gar nicht als meine Liebsten. Jene Glaubenssätze konnte ich mithilfe der EDxTM als Klientin gut aufarbeiten, worauf ich später noch genauer eingehen möchte. Einige Übungen zur Psychohygiene möchte ich ebenfalls erwähnen, da sie mir in schwierigeren Zeiten geholfen haben, den emotionalen Stau in mir zu lösen. Es half mir ungemein, ein Heftchen für meinen Ärger, meine Angst und meine Traurigkeit zu führen und immer wieder, wenn eines dieser Gefühle in mir aufkam, meine Gedanken diesbezüglich zu Papier zu bringen. Oftmals veränderten sich die Gefühle während des Schreibens, wodurch ich die Themen von verschiedenen Blickrichtungen aus sehen konnte. Ich erkannte, dass ich Situationen, über die ich mich zuerst noch unendlich hätte ärgern können, in Wahrheit manchmal einfach nur fürchtete, oder, dass meine Ängste oftmals nur aus einer alten Traurigkeit heraus entstanden waren. Auch nachdem ich meine Heftchen gefüllt habe, greife ich immer wieder auf Zettel und Stift zurück, um mir das eine oder andere Gefühl von der Seele zu schreiben. Eine ähnliche Übung beschäftigte mich ebenfalls mehr als 2 Wochen, da ich all meine Verbitterung über meine geplatzten Träume zu Papier bringen sollte. Ich brachte nicht nur seitenweise meinen alten Frust über gescheiterte Beziehungen und Zukunftsängste zu Papier, sondern konnte auch noch die eine oder andere Träne weinen, was ich als sehr befreiend empfunden habe. Gerade bei der darauf aufbauenden Übung, die „gute alte Zeit“ noch einmal Revue passieren zu lassen, spürte ich, wie viele Anteile – und vor allem schöne Erinnerungen – ich durch meinen Verlust verdrängt hatte. Auch diese Übung erfuhr ich als sehr emotional, aber unglaublich heilsam, da nun all diese Erinnerungen, die doch letztendlich ein Teil von mir sind, wieder ihren Platz in meiner Geschichte und damit in meinem Sein erhielten. Das „Loslassen“ dieser Erlebnisse hätte mir wohl das Herz gebrochen, da es sich immerhin noch um einen – oftmals sehr schönen – Teil meines Lebens handelte. Zudem erklärt Barbara Sher, dass der Leser in der Lage sein wird, diese Vergangenheit mit in die Zukunft zu nehmen. „Sie müssen sie mitnehmen, weil Sie niemals einwilligen werden, ohne sie zu gehen.“ Diese Aussage kann ich nur unterstreichen, da es mir unendlich schade um all die schönen Momente in meinem Leben wäre, die mir doch so wichtig waren. Zusätzlich zu den Übungen half es mir sehr, jenen verdrängten Emotionen oder „Inneren Teammitgliedern“ mithilfe einer kleinen Visualisierungsreise wieder einen Platz in meiner Vergangenheit zu geben. Dies kann ich – ergänzend zu den Schreibaufgaben von Barbara Sher – nur empfehlen. Es stellte sich sofort ein sehr wohliges Gefühl ein, da ich mich plötzlich wieder „kompletter“, oder „ganzer“ fühlte. Eine Veränderung, die ich nach dem emotionalen Aufruhr als sehr angenehm erlebte. Barbara Sher‘s Übungen schrieb ich nicht nur bezogen auf meine gescheiterte Schauspiel/Opernkarriere, die ich abgebrochen habe, bevor sie noch richtig begonnen hatte, sondern auch auf meine partnerschaftlichen Beziehungen. Ich war beeindruckt wie auch schockiert, wie verbittert ich seitenweise auf das provokante Statement „Reiß dich zusammen und mach weiter!“ antworten konnte, welche Geschichten mir einfielen und welche Befürchtungen ich hatte. Das Ende dieser Niederschriften war noch nicht erreicht, als ich keine Lust mehr hatte, oder es mich bereits nervte. Der Leser wird dazu aufgefordert, „so lange zu schreiben, bis er es nicht mehr ertragen kann. Und dann noch ein bisschen weiter.“ Dies war wahrlich eine spannende Erfahrung, da seitdem die Verbitterung nicht wieder zurückgekehrt ist. Es ist vielleicht nicht der angenehmste und wohl auch nicht der schnellste Weg, sich mit diesen Gefühlen auseinander zu setzen, doch führt er letztendlich zum Ziel. Ich denke, dass ich noch lange auf jene Erkenntnisse zurückgreifen werde, um mich Stück für Stück von alten, blockierenden Mustern zu befreien. Hierfür eignet sich meiner Meinung nach die bereits erwähnte Methode EDxTM in den meisten Fällen hervorragend. Durch einige Übungen kristallisieren sich recht bald die „großen“ Glaubenssätze heraus, mit denen sich in Beratungseinheiten gut arbeiten lässt.
Daher kann ich das Buch allen Lebens- und SozialberaterInnen sehr weiterempfehlen, die vor allem bei der Persönlichkeitsentwicklung von Klienten unterstützen möchten, ihren Schwerpunkt auf Jobcoaching haben oder Seminare mit Schwerpunkten wie Achtsamkeit, Selbstreflexion, Selbstverwirklichung abhalten. Gerade in der Arbeit mit Gruppen lassen sich diese Übungen meiner Ansicht nach wunderbar einbinden. Es sollte jedoch darauf geachtet werden, dass die „Heilung“ mittels mancher Aufgaben gerade darin liegt, sie so lange zu schreiben, bis man „es einfach nicht mehr hören kann“. Jene Übungen sollten dann nicht innerhalb eines einzelnen Beratungssettings bzw. an einzelnen Seminartagen verwendet werden, da der gewünschte Effekt bei frühzeitigem Beenden nicht eintritt. Einige der Aufgaben können jedoch auch in Partner- oder Gruppenarbeiten gemacht werden, manchmal wird sogar eine Gemeinschaftsarbeit empfohlen. Darüber hinaus wird dem Leser immer wieder die Teilnahme an einem „Erfolgsteam“ nahegelegt. Hierbei sollen sich die Teammitglieder bei der Erfüllung und Verwirklichung großer Ziele und Träume, die anfangs nur schwer erreichbar erscheinen, unterstützen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass die Gründung jener Erfolgsteams gerade dann gut möglich ist, wenn Seminare zum Thema Selbstverwirklichung bzw. Findung der Berufung abgehalten werden, da die Teilnehmer ähnliche Erwartungen und Wünsche hegen. Um solche Erfolgsteams leiten zu können, reicht die Lektüre des Buches meiner Meinung nach nicht aus. Die Autorin erklärt lediglich, dass sich die Teilnehmer dazu verpflichten müssen, einander nicht nur zu unterstützen, sondern sich auch gegenseitig zu motivieren und zu „pushen“. Sie schlägt hierfür regelmäßige Treffen vor, die wöchentlich oder alle 2 Wochen erfolgen sollen. Zusätzlich empfiehlt sie „Ideenpartys“ zu veranstalten und hierbei möglichst unterschiedliche Freunde und Bekannte einzuladen, vor allem auch Kinder ab 6 Jahren, da diese sehr viele Ideen haben und auch offen äußern. Bei jenen Partys geht es darum, möglichst schnell und spielerisch unterschiedlichste Ideen zu sammeln und eventuell erste Kontakte zu knüpfen. Einen genauen Ablauf und Hilfe zur Abhaltung solcher Erfolgsteams werden dem Leser leider nicht an die Hand gegeben. Lebens- und Sozialberater, die daher noch keinen Zugang zu jenen Erfolgsteams bzw. keine Vorerfahrungen in diesem Bereich haben, würde ich die Leitung solcher Gruppen nicht empfehlen. Ich selbst zähle mich zu jenen LSB, die noch keine dieser Erfahrungen vorweisen können, und werde mich daher noch intensiver mit dem Thema beschäftigen. Hierfür erscheint mir das Buch „Wishcraft“ von Barbara Sher als sehr hilfreich, da sie darin noch näher auf den Ablauf und Inhalt der Erfolgsteams eingeht. Darüber hinaus möchte ich mit weiteren Interessierten ein eigenes Team gründen, um die Verwirklichung meiner Träume möglich zu machen. Ob die reine Selbsterfahrung als Mitglied eines solchen Teams ausreichen wird, um danach selbst ein Erfolgsteam leiten zu können, kann ich leider noch nicht sagen, da ich mich noch auf der Suche nach möglichen Gruppenmitgliedern befinde. Die entgeltliche Leitung von Erfolgsteams ist außerdem rechtlich gesehen ohnehin Personen vorbehalten, die bei Barbara Sher oder bei von ihr lizensierten AusbildnerInnen die speziell dafür konzipierte Ausbildung durchlaufen haben.
Zusammenfassend kann ich das Buch nicht nur für die Arbeit mit Gruppen, sondern auch als zusätzliche Inspiration für eventuelle Hausübungen weiterempfehlen, da die Übungen Beratungs- wie auch Seminarabläufe sehr gut ergänzen können. Selbst bei Beziehungsthemen kann ich die Bücher von Barbara Sher jedem nahe legen, der mehr über seine bisherigen Verhaltensmuster und Denkweise erfahren möchte. Abschließend möchte ich sagen, dass dieses Buch eine große Bereicherung auf dem Weg zu mir selbst war und ich es zur Persönlichkeitsentwicklung und Selbstreflexion, wie auch für die Arbeit mit Klienten nur weiterempfehlen kann.
Kurzbeschreibungen unserer TeilnehmerInnen der LSB-Ausbildung.