Was ist ein Burnout und wie verläuft es? Welche Erkrankungen und Mangelzustände können ein Erschöpfungssyndrom verursachen oder verstärken? Wie findet man die individuellen Ursachen heraus?
Manche nennen Burnout eine Modekrankheit und deuten damit an, dass es gar keine richtige Krankheit sei. Manche nennen es Depression oder nur einen entschuldigenden Begriff für verschiedene Beschwerden. Viele, vor allem Vorgesetzte nennen es einfach nur Faulheit.
Die Autoren dieses Buches räumen mit Vorurteilen gründlich auf. Zumal beide Autoren Österreicher sind, liefern sie eine gut strukturierte Analyse der organisatorischen, sozialen und gesundheitlichen Rahmenbedingungen der arbeitenden Menschen in Österreich. Sehr wichtig ist für mich dass auf die Verantwortung des Arbeitgebers hingewiesen wird. Denn im Grunde muss es im Interesse des Managements liegen, die Burnout Gefährdung zu verringern. Wer unter Stress arbeitet, macht zwangsläufig Fehler. Die Qualität der Arbeit verschlechtert sich,
Überstunden und Krankenstände häufen sich. Nicht selten folgt schlechtes Betriebsklima und Mobbing. Hier weisen die Autoren ausdrücklich auf die Fürsorgepflicht des Dienstgebers gegenüber dem Dienstnehmer hin. Vor allem Beschäftigte haben Angst, Burnout Symptome einzugestehen, da sie mit geringer Belastbarkeit sprich“ Untüchtigkeit“ gleichgesetzt werden. Und den „Tüchtigen“ gehört ja nach Volksmeinung die Welt!
Führungskräfte und Betriebsräte werden in diesem Buch ermutigt auf die Besonderheiten jedes einzelnen Arbeitnehmers einzugehen. Geht es doch herauszufinden wo das individuelle Problem liegt. Es gibt große Unterschiede, wie viel Freiraum ein Arbeitnehmer braucht. Manche sind unsicher und möchten bei der Hand genommen werden, bringen dann aber gute Leistungen, andere wieder brauchen viel Freiraum und Autonomie um effektiv arbeiten zu können.
Ich denke, dass es auch wichtig ist, zu bedenken, dass nicht jeder Dienstnehmer jederzeit gleich leistungsstark ist. Der Mensch ist schließlich keine Maschine. Auch dieser Tatsache wird in dem Buch Raum gegeben.
Inhalt:
Begriffsdefinitionen:
Stress ist eine individuell empfundene Spannungssituation, Stress hat negative Auswirkungen auf Körper, Geist und Seele. Er kennzeichnet in erster Linie ein Ungleichgewicht zwischen Arbeitsanforderungen und den Möglichkeiten diese zu bewältigen. Dieser Widerspruch löst Angst und Unwohlbefinden aus.
Der menschliche Körper reagiert auf Stresssituationen wie vor Millionen Jahren, als unsere Vorfahren noch Jäger und Sammler waren. Er bereitet sich auf Flucht oder Angriff vor.
Stresshormone werden freigesetzt, sie mobilisieren Energiereserven, erhöhen Blutdruck und Pulsschlag, beschleunigen die Atmung. Andere Funktionen wie Immunabwehr werden herunter gefahren. Unter Dauerstress treibt der Organismus immer wieder neu Stoffwechselprozesse an, die auf Dauer gesundheitsschädlich sind.
Chronischer Dauerstress führt zu dem Burn-out-Syndrom. Erstmals verwendete der Psychoanalytiker Herbert Freudenstein diesen Begriff. Der Begriff wurde vorerst bei Mitarbeiterinnen aus Gesundheits- und Sozialberufen angewandt. Mittlerweile werden die typischen Anzeichen von Burn-out aber in verschiedenste Berufe wie auch im Privatbereich festgestellt.
Der Beginn erscheint erst oft positiv. Burn-out —Gefährdete sind meist sehr engagiert, aktiv und leistungsstark. Sie leisten freiwillig Mehrarbeit, der subjektive Eindruck der persönlichen Unentbehrlichkeit kommt noch hinzu. Meist treten bald zwischenmenschliche Probleme wegen Zeitmangel auf. Nicht selten gesellen sich Alkohol und Tablettenmissbrauch hinzu. Das Immunsystem ist sehr geschwächt, der Mitarbeiter fällt immer öfter krankheitsbedingt aus. Am Ende des Prozesses kommt es zum seelischen Zusammenbruch mit zahlreichen körperlichen Symptomen. Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit bis hin zu suizidalen Gedanken, machen sich breit
Angst ist ein Mittel, um Menschen zu etwas zu bewegen, was sie sonst freiwillig nicht tun würden. Dieser Mechanismus wird schon bei Kindern angewandt und Erziehung genannt. Übersehen wird, dass man mit Angst nur kurzfristig Erfolg hat, lassen Druck und Kontrolle nach fällt der Mitarbeiter wieder in sein ursprüngliches Verhalten zurück.
Doch das System funktioniert immer noch im Wirtschaftsleben. Meiner Meinung nach, weil hier oft ja nur kurzfristige Erfolge gefragt sind, kann man doch die Arbeitnehmer beliebig oft austauschen. So gibt es bei vielen Unternehmen ein ungeschriebenes Gesetz, das Krankenstand Kündigung zur Folge hat.
Hier leistet das Buch gute Aufklärungsarbeit. Arbeitnehmer werden auf ihre Rechte hingewiesen, Alternativen werden aufgezeigt.
Was kann der Einzelne tun?
Viele Menschen malen sich Situationen aus die sie lähmen. Doch bei näherem Hinsehen werden sie erkennen, dass sie selbst etwas dazu beitragen können, ihre Lage und ihre Sichtweise zu verändern. Mit diesem neuen Bewusstsein denken, sprechen und handeln plötzlich sie plötzlich anders. Das Interessante ist, dass das schlimmst mögliche Ereignis meist gar nicht eintritt, sondern sich die persönliche Situation oft zum Positiven entwickelt. Die einfache Erklärung dafür ist, dass Energie der Aufmerksamkeit folgt- man bestärkt das worauf man sich konzentriert.
Die Botschaft der Autoren ist also:
Wenn sich Menschen ihrer Angst stellen, Maßnahmen zur Überwindung überlegen, sich bewusst machen, dass sie Entscheidungen treffen können, dann werden sie die Kraft haben aus nachteiligen Verhaltensmustern auszusteigen.
Was können Führungskräfte Sinnvolles dazu beitragen, dass Mitarbeiter ihre Arbeit als erfüllend erleben?
Die Autoren führen uns bei dieser Frage zu Viktor Frankl:
„ Wer seine Arbeit grundsätzlich sinnvoll findet, ist motiviert, selbst wenn die eine oder andere Aufgabe nicht nach seinem Geschmack ist.“ (Viktor Frankl)
Stress ist demnach nicht nur Verursacher für physisch bedingte Erkrankungen, sondern auch ein Motivationskiller. Wer ständig von einer Aufgabe zur nächsten hetzt, kann den Sinn seiner Arbeit nicht mehr erkennen.
Sinn lässt sich nicht verordnen, doch Führungskräfte können wesentlich dazu beitragen, dass mehr Sinnmöglichkeiten im Beruf wahrgenommen werden.
Menschen sind motiviert, wenn sie eine Arbeit haben, bei der sie ihre Fähigkeiten und Ideen ausleben können, eine Arbeit, die in ein soziales Umfeld eigebettet ist, das ihnen das Gefühl gibt gebraucht zu werden.
Was kann der Einzelne zur Prävention beitragen?
Eine gute persönliche Strategie gegen Burn-out ist sich über die persönlichen Ziele im Klaren zu sein und seine eigenen Grenzen erkennen. Folgende Fragen können für einen Inneren Dialog hilfreich sein:
Welche Faktoren aus der Umwelt ( Vorgesetzte, Kolleginnen, Arbeitsmenge, Zeitdruck,…) sind beteiligt?
Rückzug aus dem Privatleben
Sollten mehrere Warnzeichen zutreffen, wird dem Betroffenen angeraten professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
In dem Buch selbst ist eine gute Übersicht von Kontaktadressen zu den Themen Stress und Burn-out zu finden.
Auch dem Thema Gesundheit wird hier ausreichend Raum gegeben.
Viele Menschen leben mit einem wachsenden Schlafdefizit. Sie sind am Morgen müde und ausgelaugt.
Ausreichend Bewegung ohne Zwang und Leistungsstreben, möglichst an frischer Luft kann sehr hilfreich sein.
Grade hier herrscht ein großes Informationsdefizit. Wer kennt schon Vitamine und Mineralstoffe die helfen Stress abzubauen. Doch gerade während der Arbeit ist eine vitalstoffreiche, regelmäßige Ernährung besonders notwendig. Ausreichende
Flüssigkeitszufuhr in Form von Wasser gewährleistet, dass chemische und elektrische Impulse im Köper weiter geleitet werden und hilft Giftstoffe aus dem Körper zu transportieren.
Der Genuss von Nikotin, Koffein, Süßigkeiten, Alkohol sollte in vernünftigen Maß erfolgen. So wie der Körper durch ungesunde Ernährung geschwächt und durch gesunde gestärkt wird, werden auch Gedanken und Gefühle durch Einflüsse von außen geleitet.
Hier geben die Autoren praktische Anleitungen und Tipps zur Stressbewältigung:
Eine ordentliche Umgebung, ein aufgeräumtes Zimmer, ein übersichtlicher Schreibtisch geben ein Gefühl der Klarheit und Einfachheit und ermöglichen einen schnellen Überblick.
Ruhe gönnen
Viele Menschen kommen auch am Wochenende nicht zur Ruhe. Sie stürzen sich in Freizeitaktivitäten, sodass das Wochenende anstrengender wird als die Arbeit. Deswegen wird empfohlen, wenigstens einen Tag in der Woche als Ruhetag zu reservieren.
Wohnung durchforsten und Gegenstände die länger nicht mehr benutzt wurden, aussortieren. Mein persönliche Tipp einfach verschenken und anderen Menschen eine Freude bereiten. Das wirkt stimmungsaufhellend und befreiend.
Viele haben Erfolg im Beruf, doch beim Versuch ein erfolgreiches Leben zu führen, scheitern sie. Statt materiellen Dingen nachzulaufen, macht es vielleicht Sinn der eigenen Entwicklung mehr Zeit und Raum zugeben. Die wahren Werte kann man nicht mit Geld kaufen. Glück und Erfüllung kommen von innen und nicht von außen.
Warum ich das Buch gewählt habe?
Dieses Buch behandelt Stress und Burnout im gesamten politischen Zusammenhang, zeigt typische Krankheitsbilder anhand von Fallbeispielen, gibt Hilfestellung zur Früherkennung. Die Definition von Burnout, die verschiedenen Auswirkungen von diesem Erschöpfungszustand konnte ich sinnvoll in meine Arbeit einbeziehen.
Betriebliche Gesundheitsförderung ist mir persönlich ein großes Anliegen. Diesem Thema wird in dem vorliegenden Buch viel Raum gegeben. Einzelne Aspekte, wie das österreichische Präventionsgesetz habe ich auch in meine Arbeit aufgenommen, sowie Anregungen für Maßnahmen der individuellen Prävention.
Die beschriebenen Fallgeschichten sind sehr authentisch und lebensnah, anhand dieser können die Symptome eines Erschöpfungszustands sehr gut anschaulich gemacht werden.
Das vorliegende Buch richtet sich primär an Führungskräfte, Betriebsrätlnnen und Arbeitsmedizinerlnnen, auch an alle, die tagtäglich im Berufsleben mit anspruchsvollen und manchmal nicht zu bewältigenden Situationen konfrontiert sind. Die Rolle der Führungskräfte wird hier ausführlich beleuchtet. Diese Thematik habe ich in meiner Arbeit nur gestreift, zumal sie zu viel Raum eingenommen hätte.
Kurzbeschreibungen unserer TeilnehmerInnen der LSB-Ausbildung.