Ich habe mich für das Buch „Traum und Traumdeutung“ von Carl Gustav Jung entschieden, weil ich die Arbeit mit Bildern und Symbolen interessant finde und diese auch Teil meiner Diplomarbeit sind. Meiner Meinung nach ist es eine Bereicherung, wenn nicht sogar ein Muss, dass man das eine oder andere von ihm gelesen haben sollte, wenn man sich mit Bildern und Symbolen beschäftigen möchte. Letzten Endes ist es nun einmal Jung gewesen, welcher die Basis für diese Arbeit geschaffen hat, denn kaum jemand anders hat sich mit dem Unbewussten und seinen Bildern so ausführlich beschäftigt wie er.
In dem Buch „Traum und Traumdeutung“ von C.G. Jung wird zum einen auf die unterschiedlichsten Aspekte der Traumdeutung und deren Symbole eingegangen, als auch auf Problematiken in dieser, vor allen Dingen wenn es um die wissenschaftliche Beweisbarkeit der Bedeutung von Träumen auf uns, geht.
Eindrucksvoll erläutert Jung, weshalb Träume Anerkennung in der Psychologie bekommen müssen, aber niemals wird er in seinen Ausführungen fanatisch, sondern im Gegenteil betont er immer wieder wie wichtig eine Ausgewogenheit ist. Frei nach dem Yin-Yang-Prinzip, erklärt er, dass durch die Träume, in welchen sich das Unbewusste laut ihm ausdrückt, Bewusstseinslagen oder bewusste Einstellungen ausgeglichen werden können. Zum Beispiel wenn eine Person über die Maßen in unserem Bewusstsein glorifiziert wird, so kann es dazu kommen, dass das Unbewusste mit Hilfe des Traumes versucht dieses Glorifizieren zu kompensieren.
Aber Jung spricht nicht nur von der Funktion der Träume, als Kompensierung, sondern er erklärt, dass sie auch eine prospektive (Vorübung oder Vorausskizzierung) und eine reduzierende Funktion haben können.
Unter anderem sind dies auch Aspekte, weshalb die wissenschaftliche Beweisführung zur Berechtigung und Bedeutung von Träumen so schwierig ist, da es im Vorfeld, wenn man einen Traum erzählt bekommt, es nicht immer sofort klar ist, welche Funktion dieser einnimmt, vor allem dann nicht, wenn man die Person, welche den Traum erzählt, nicht kennt. Er bemerkt, dass Traumdeutung nicht im klassisch wissenschaftlichen Sinn durchgeführt werden kann.
In der Traumdeutung verweist Jung immer wieder darauf, dass praktische Erfahrungswerte, Kenntnisse der Religionen, Mythologien und der Menschheitsgeschichte, von Bedeutung sind. Die Theorie dahinter ist jene, dass sich über den Traum nicht nur das subjektiv Unbewusste zum Ausdruck bringt, hierfür ist vor allem die Person, welche einen Traum erzählt zur Deutung wichtig, sondern eben auch das objektiv Unbewusste, also das kollektiv Unbewusste. Unter dem kollektiv Unbewussten ist, laut Jung, jenes zu verstehen, welches sich in unserem Unbewussten im Laufe der Menschheitsgeschichte, mit all ihren Aspekten, sammeln konnte. So als ob jeder Mensch die gesamte Menschheitsgeschichte oder eben die Geschichte seines Landes in sich trägt und sich dadurch universell oder eben landestypische Ähnlichkeiten in unserem Unterbewussten feststellen lassen.
Zum Beispiel sind in Mexiko, seit ihrer Kolonisierung, alle katholischen Glaubens, ist man vor Ort merkt man allerdings, dass ihr ursprünglicher Mehrgottglaube von der Mayakultur, immer noch in ihnen vorhanden ist.
Dieses Wissen kann für den Psychologen, als Werkzeug dienlich sein, wenn er den Fokus vor allem auf das kollektiv Unbewusste legt. Allerdings ist die persönliche Symbolik eines jeden Menschen niemals zu unterschätzen und sollte in der Analyse vordergründig bleiben, so Jung.
Sein Buch beginnt Jung mit der Bedeutung von Symbolen und Traumdeutung. Er verweist immer wieder auf Freud, welcher sich bereits früher schon mit Träumen beschäftigte, bzw. zieht Vergleiche. Im großen Gegensatz zu Jung, betrachtete dieser die Träume als „bloße“ Wunscherfüllung. Darunter ist zu verstehen, dass in Träumen zum Beispiel ein Wunsch fertig gelebt werden kann, welcher im realen Leben, aus welchen Gründen auch immer, nicht ausgelebt werden konnte.
Jung hingegen meint, dass Träume auch noch einen für uns gewissen Sinn/Zweck zu erfüllen haben. Er stellt sich selbst die Fragen: „Wozu dient dieser Traum? Was soll er bewirken?“
In der weiteren Ausführung seines Buches versucht er diese Fragen für den Leser zu beantworten und beschreibt seine Betrachtungsweise als Finale (Zweck-/Sinngebunden), während er Freud vorwirft den Traum auf seine Kausalität (Ursache-Wirkung-Prinzip) abzustufen.
Dennoch vertritt Jung ebenso die Ansicht, dass der Traum auch kausal zu betrachten ist, aber, so meint er, lässt diese Art und Weise einen Traum zu analysieren, noch zu viele Fragen offen. Im Grunde lässt die erste Betrachtungsweise keine Hinterfragung nach dem Sinn zu.
Zu seiner finalen Betrachtungsweise gelangte Jung durch Überlegungen wie etwa die Entwicklungen unserer Religionen mit ihren Symbolen. Er vertritt die Überzeugung, dass Symbole nicht einfach so vorhanden waren/sind, sondern über eine gewisse Zeit, aus einem bestimmten Grund entstanden sind und entstehen. Daher können diese mit Gefühlen und Geschichten in Verbindung gebracht werden. So gesehen haben Symbole eine größere Bedeutung, als einfach bloß eine bildliche Darstellung, welche betrachtet werden kann. Sie haben einen gewissen Sinn.
Zahlreiche jener Symbole aus der Menschheitsgeschichte treten schließlich, auch heute noch, über die Träume in uns auf und haben nach wie vor eine gewisse Bedeutung für uns. Über diese Erkenntnis konnte zum einen ein kollektives Unterbewusstes festgestellt werden, aber auch, dass jeder noch zusätzlich ein persönliches Unbewusstes hat.
Jung stellte sich in diesem Zusammenhang die Frage, weshalb dem Bewusstsein, in seiner Gesellschaft, mehr Berechtigung oder Bedeutung zukommt, als dem Unbewussten und greift diesen Gedanken immer wieder einmal in seinem Buch auf.
Im nächsten Kapitel Allgemeine Gesichtspunkte zur Psychologie des Traumes geht er auf einige Problemstellungen in der Traumdeutung in Bezug auf die Wissenschaft ein. Außerdem versucht er Vergleiche, zwischen seiner Arbeit mit den Träumen und jener Freuds zu ziehen. Ich würde diese Gegenüberstellungen als Veranschaulichung dafür bezeichnen, dass Jung, dort wo Freud aufgehört hat mit dem Traum zu arbeiten, intensiver oder vertiefender weitergearbeitet hat. So wie Jung vom Traum nicht nur von seiner kausalen Bedeutung ausgeht, sondern vor allen Dingen auch von seiner Finalen.
In diesem Teil wird auch auf die Unterschiedlichkeit von Träumen hingewiesen, wie etwa der kompensierenden, prospektiven und reduktiven Funktion, welche das Unbewusste über den Traum zum Ausdruck bringen kann und nach Jung, dadurch einen gewissen bzw. gezielten Einfluss auf das Bewusstsein und den dazugehörigen Menschen hat.
Weiterführend im Kapitel Vom Wesen der Träume, geht Jung nochmals auf die Verschiedenartigkeit der Träume und deren Wesen ein, ab diesem Bereich untermauert er seine Erklärungen auch immer mehr mit Fallbeispielen für ein besseres Verständnis.
Manches, was man an anderer Stelle bereits gelesen hat, wiederholt Jung immer wieder einmal in seinem Buch, wodurch meines Erachtens nach, immer mehr Klarheit in die Träume und Traumdeutung kommt.
Umso näher das Buch zum Ende kommt, umso mehr Fallbeispiele werden von Jung angeführt und in den letzten Teilen legt es Jung durch diese Beispiele, meiner Meinung nach, eben darauf an, dass man ein besseres Verständnis zu seinen Überlegungen bekommen kann. Im Grunde sind diese Traumbeispiele und wie er mit diesen arbeitet, sein Beweis dafür, dass Träume einen tieferen (unterschwelligen) Sinn haben bzw. verfolgen.
Bei jenen Traumbeispielen handelt es sich um eine Versuchsreihe, bei welcher sich einer seiner Studenten zur Verfügung stellte seine Träume zu notieren. Der Student und Jung führten parallel zu einander eine Kontextanalyse zu jenen Träumen durch.
Jung beabsichtigte mit dieser Analyse die Mandalasymbolik in Träumen zu erforschen und zu beweisen. Mandala bedeutet soviel wie Kreis oder Kreisläufe um ein Zentrum, wie Jung beschreibt, und er sagt, dass es Traumgebilde gibt, welche diese Funktion in sich tragen. Genau diese sind es auch, welche eine Veränderung des Persönlichkeitszentrums anzeigen.
Im gesamten Buch ist Jung darum bemüht die Wichtigkeit bzw. Bedeutung der Träume und die Bereicherung, wenn man diese zu deuten vermag, zu veranschaulichen. Er stellt sich auch die Frage ob es wichtig ist, dass man Traumdeutung beherrscht, damit diese ihre Wirkung erzielen können. Außerdem ist er, in seiner Forschung zu Träumen, sehr darum bemüht gewesen herauszufinden, wie viel über die Traumdeutung bereits im Vorfeld erkannt werden könnte. Zum Beispiel ob sich Krankheiten oder andere Lebensverläufe in den Träumen erkennen ließen und wenn ja, ob wir diese auch erkennen könnten.
Jung geht in seinem Buch sehr diplomatisch vor, finde ich, da er in seinen Vergleichen mit Freud sehr viel Taktgefühl an den Tag legt. In seinen Bemerkungen oder Feststellungen ist er immer darum bemüht, seine Wertschätzung für die Arbeit Freuds aufzuzeigen, aber wenn in seinen Theorien etwas zum Anfügen oder zu Bemängeln ist, so weiß Jung mit viel Geschick dies zu formulieren ohne damit Freud auf den Schlips zu treten, so meine ich.
Vielleicht ist sein Umgang mit Worten auch darauf zurückzuführen, dass er von seinen Kollegen, für seine Arbeit mit den Träumen, auch anerkannt werden wollte. Wie in seinem Buch herüber kommt, gab es immer wieder Kollegen, welche seine Arbeit belächelten. Jedoch auch wenn er von den Schwierigkeiten seiner Forschung berichtet, so kommt doch viel mehr zum Ausdruck wie bedeutend ihm seine Traumarbeit war.
So geschickt C.G. Jung mit Wörtern auf der einen Seite ist, so schwer ist es auch manchmal das Gelesene zu verstehen. Oftmals verwendet er lateinische Ausdrücke, mit welchen ich so gar nichts anfangen konnte. Mit blieb nichts anderes übrig, als diese immer wieder im Internet nachzuschlagen. Zum Glück leben wir im Zeitalter des Smartphones, denn dieses war mir währenddessen sehr hilfreich.
Außerdem musste ich mich erst einmal an gewisse Ausdrücke von ihm gewöhnen, zum Beispiel wenn er von Primitiven spricht, da für mich diese Formulierung etwas anmaßendes hatte oder schlicht etwas anderes bedeutet, ich brauchte so meine Zeit um mich an solche Ausdrücke zu gewöhnen und diese nicht miss zu verstehen. Aber genau durch jene Wortwahl, so finde ich, bekommt man ein gutes Gefühl dafür, zu welcher Zeit Jung lebte und seine Forschungen betrieb.
Des Weiteren war dies kein Buch für mich, welches ich schnell so zwischen durch lesen konnte. Also an alle, die daran interessiert sind „Traum und Traumdeutung“ von C.G. Jung zu lesen empfehle ich sich Zeit dafür zu nehmen. Auch deshalb, weil es an manchen Stellen einfach nötig ist, dass man kurz mit dem Lesen unterbrechen und darüber nachdenken kann. Vieles von seinen Ausführungen verpasst man wohl auch, wenn man sich nicht Zeit für das Wörternachschlagen und überlegen nimmt.
Sowie das Lesen seines Buches, meiner Meinung nach, genügend Zeit benötigt, so ist dies auch der Fall wenn man den Versuch startet „kurz“ darüber zu schreiben. Dadurch, dass er für mich als sehr bedacht herüberkam bzw. –kommt, was und wie er schreibt bzw. welche Worte er verwendet. So hatte ich dann beim Zusammenfassen seiner Theorien das Gefühl, dass ich auch gut überlegen muss, was und wie ich schreibe. Und obwohl ich dieses Buch nun bereits zum 2. Mal gelesen habe, bin ich mir nicht ganz sicher ob ich alles richtig verstanden habe, aber ich glaube, so im Detail ist das wohl auch nicht nötig.
Wie dieses Buch für jemand anderen zu lesen ist oder sein wird, kann ich nicht sagen, aber prinzipiell ist es durchaus ein Buch, welches ich auch einem Laien raten würde, auch wenn klar sein muss, dass nicht alles ganz einfach zu verstehen ist. Es sollte hierfür jedoch das nötige Interesse entweder für Träume, Symbolik und Traumdeutung oder wenigstens ein Interesse für die Person C.G. Jung und seine Arbeit mitgebracht werden.
Was mir in der Ausführung dieses Buches sehr gut gefallen hat, ist dass Jung immer wieder mit Beispielen arbeitet. Nachdem er gewisse Grundaspekte erklärt, versucht er diese über ein passendes Fallbeispiel verständlicher zumachen, wodurch für mich einiges erleichtert wurde und ich eine bessere Vorstellung von seinen Überlegungen und Ansichten bekommen konnte. Hierdurch kommt auch sein Bemühen für Verständnis sehr gut herüber, welches ich sehr sympathisch an ihm finde.
Für mich war es auch sehr ansprechend zu lesen, wie Jung immer wieder, auf eine gewisse Ausgeglichenheit und Wechselwirkung, hinweist. So sagt er zum Beispiel an einer Stelle des Buches :“Wie die Seele eine Tagesseite, das Bewußtsein, hat, so hat sie auch eine Nachtseite, das unbewußte psychische Funktionieren, das man als traumhaftes Phantasieren auffassen könnte.“ (S157)
Und wenn wir schon diese beiden Seiten besitzen, so muss es auch einen Sinn haben, wenn das Unbewusste mit dem Bewussten, über den Traum, in Kontakt treten möchte.
Schlussfolgernd kann zu diesem Buch noch festgehalten werden, dass es Jung einfach ein Anliegen war, dass wir achtsam auf uns selbst sind. Was das Unbewusste uns sagen möchte kann teilweise nur dann von uns verstanden werden wenn wir über unser Bewusstsein bescheid wissen. Nur dadurch, so sagt er, ist es einem persönlich auch möglich seine Träume deuten zu können.
Kurzbeschreibungen unserer TeilnehmerInnen der LSB-Ausbildung.